Barbara Allen von Theodor Fontane
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Es war im Herbst, im bunten Herbst, |
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Wenn die rothgelben Blätter fallen, |
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Da wurde John Graham vor Liebe krank, |
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Vor Liebe zu Barbara Allen. |
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Seine Läufer liefen hinab in die Stadt |
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Und suchten bis sie gefunden: |
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„Ach, unser Herr ist krank nach Dir, |
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Komm, Lady, und mach’ ihn gesunden.“ |
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Die Lady schritt zum Schloß hinan, |
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Schritt über die marmornen Stufen, |
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Sie trat an’s Bett, sie sah ihn an: |
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„John Graham, Du ließest mich rufen.“ |
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„Ich ließ Dich rufen, ich bin im Herbst |
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Und die rothgelben Blätter fallen, |
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Hast Du kein letztes Wort für mich? |
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Ich sterbe, Barbara Allen.“ |
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„John Graham, ich hab’ ein letztes Wort, |
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Du warst mein All und Eines; |
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Du theiltest Pfänder und Bänder aus, |
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Mir aber gönntest Du Keines. |
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John Graham, und ob Du mich lieben magst, |
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Ich weiß, ich hatte Dich lieber, |
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Ich sah nach Dir, Du lachtest mich an |
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Und gingest lachend vorüber. |
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Wir haben gewechselt, ich und Du, |
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Die Sprossen der Liebesleiter, |
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Du bist nun unten, Du hast es gewollt |
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Ich aber bin oben und heiter.“ |
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Sie ging zurück. Eine Meil’ oder zwei, |
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Da hörte sie Glocken schallen; |
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Sie sprach: „Die Glocken klingen für ihn, |
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Für ihn und für – Barbara Allen. |
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Liebe Mutter mach ein Bett für mich, |
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Unter Weiden und Eschen geborgen; |
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John Graham ist heute gestorben um mich |
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Und ich sterbe um ihn morgen.“ |
Details zum Gedicht „Barbara Allen“
Theodor Fontane
9
36
223
vor 1875
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Barbara Allen“ stammt von dem deutschen Dichter Theodor Fontane, der im 19. Jahrhundert lebte und schrieb, insbesondere in der Epoche des Realismus.
Das Gedicht erzählt eine melancholische Liebesgeschichte: Es ist Herbst, wenn die roten und gelben Blätter fallen, und ein Mann namens John Graham wird krank vor Liebe zu Barbara Allen. Er lässt seine Boten zu ihr in die Stadt gehen, um sie zu sich rufen zu lassen. Barbara Allen kommt ans Bett des kranken John. Er teilt ihr mit, dass er im Sterben liegt und fragt, ob sie ein letztes Wort für ihn hat. Sie äußert individuelle Vorwürfe und einen Anflug von Bitterkeit, es scheint, als hätte John Graham ihr zu Lebzeiten nicht genug Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt und ihr Herz verletzt. Sie geht fort und hört Glocken läuten; sie vermutet, dass sie für den sterbenden John Graham und sie selbst läuten. Ihre Liebe zu John Graham führt sie dazu, ihren eigenen Tod zu planen.
Das lyrische Ich des Gedichts ist vermutlich ein allwissender Erzähler, der die Ereignisse schildert, ohne persönlich in sie involviert zu sein. Durch die dritte Person Perspektive bleibt er distanziert, ermöglicht jedoch eine tiefgründige Darstellung der Emotionen und Motive der Figuren.
Das Gedicht besteht aus neun Strophen jeweils vier Verse. Es hat einen regelmäßigen Reim (abab), was dem Gedicht einen melodischen Klang verleiht. Die poetische Sprache und die metaphorische Darstellung von Liebe und Tod führen zu einer starken emotionalen Wirkung. Die herbstliche Landschaft und das Läuten von Glocken erzeugen eine düstere und melancholische Stimmung, die die tragische Liebesgeschichte unterstreicht.
Im Allgemeinen spiegelt Fontanes Gedicht „Barbara Allen“ klassische romantische Themen wider, darunter unerwiderte Liebe, Leidenschaft und Tod, in einer eher düsteren Atmosphäre wider, die typisch für die Epoche des Realismus ist.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Barbara Allen“ ist Theodor Fontane. Der Autor Theodor Fontane wurde 1819 in Neuruppin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1875 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Stuttgart und Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 223 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 9 Strophen. Die Gedichte „Aber es bleibt auf dem alten Fleck“, „Afrikareisender“ und „Alles still!“ sind weitere Werke des Autors Theodor Fontane. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Barbara Allen“ weitere 214 Gedichte vor.
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