Wandervögel von Heinrich Seidel

Wandervögel durch die Lüfte
Gleiten hin im Abendglühn,
In das Land der Märchendüfte,
Südwärts zu dem ew'gen Grün
 
Ziehn vorbei an Thal und Hügeln,
An so manch geliebtem Ort;
Und auf ihren leichten Flügeln
Tragen sie den Sommer fort.
 
Doch ich weiss, ihr kehrt ja wieder:
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Singend in des Frühlings Schein
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Bringt den Wunderklang der Lieder
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Ihr vom Märchenlande heim.
 
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Der du treulos mir entschwunden,
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Wandervogel, goldnes Glück
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Nach so tausend grauen Stunden
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Wann - ach wann kehrst du zurück?!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Wandervögel“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
80
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wandervögel“ wurde von Heinrich Seidel verfasst, der von 1842 bis 1906 lebte. Dies bedeutet, dass das Gedicht in der Epoche des Realismus oder des Jugendstils verfasst wurde, die beide im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Deutschland vorherrschend waren.

Beim ersten Lesen vermittelt das Gedicht einen Eindruck von Sehnsucht und Melancholie, mit einem starken Bezug zur Natur und den Jahreszeiten. Der Wanderzug der Vögel wird als Metapher für ständige Veränderung und Zyklen von Abreise und Rückkehr genutzt.

Inhaltlich erzählt das Gedicht die Geschichte von wandernden Vögeln, die südwärts in „das Land der Märchendüfte“ fliegen, um dem Winter zu entkommen. Während ihrer Reise ziehen sie an vielen geliebten Orten vorbei und „tragen den Sommer fort“. Das lyrische Ich gibt jedoch zu verstehen, dass die Vögel mit dem Frühling zurückkehren und den „Wunderklang der Lieder“ aus dem „Märchenland“ mitbringen. Zum Schluss drückt das lyrische Ich eine tiefe Sehnsucht nach den Wandervögeln aus und fragt sie, wann sie zurückkehren werden, symbolisch für das Glück, das mit Ihnen verschwunden ist.

Die entscheidende Strophe in puncto Aussage ist die letzte, in der klar wird, dass die Wandervögel als Metapher für das Glück stehen, das vom lyrischen Ich als verloren empfunden wird. Diese Interpretation wird unterstützt durch die Wortwahl „goldenes Glück“, welche die verlorene Freude hervorhebt.

In Bezug auf Form und Sprache besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen, welche dem klassischen Kreuzreim Schema folgen (ABAB). Darüber hinaus ist eine melodische Rhythmik zu beobachten, die die lyrische und melancholische Atmosphäre hervorhebt.

Die Sprache ist klar und unverblümt, mit starkem Gebrauch von Natur- und Jahreszeiten-Metaphern. Der Duktus gehört eher zur gehobenen, bildhaften Sprache, die typisch für die Poesie des 19. Jahrhunderts ist. Insbesondere die Allegoriestechnik wird genutzt, wo die Wandervögel als Symbole stehen - für den ständigen Fluss der Zeit, die Zerbrechlichkeit des Glücks und das Auf und Ab des Lebens.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Wandervögel“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Seidel. 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. In der Zeit von 1858 bis 1906 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 80 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Seidel sind „Meine Puppe kriegst du nicht!“, „Hänschen auf der Jagd“ und „Die Gaben“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wandervögel“ weitere 216 Gedichte vor.

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