Das Posthorn von Heinrich Seidel

Horchend über schroffe Mauern
Auf die Nachtigallenlieder
Schaun zwei jugendliche Nonnen
In das Thal voll Sehnsucht nieder.
 
Wundervolle Frühlingsmondnacht!
Klang und Sang in lauen Lüften,
Luft'gen Silbers volle Schale,
Schwimmt das Thal in Glanz und Düften.
 
Horch, da rollt's im Grund; es klinget
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Eines Posthorns muntres Tönen,
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Und die Jüngste hüllt ihr Antlitz,
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Und sie wendet sich mit Thränen.
 
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Doch die Klosterglocke schrillend
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Uebertönt das Horn, das helle
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Und die Nonnen wandeln schweigend
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Zum Gebet in ihre Zelle.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Das Posthorn“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
78
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Das Posthorn“ wurde von Heinrich Seidel verfasst, der von 1842 bis 1906 lebte. Seidel gehörte zur Epoche des Realismus.

Beim ersten Lesen fällt die melancholische und sehnsüchtige Atmosphäre auf. Die harmonische Landschaftsbeschreibung kontrastiert mit TRAUER und Einsamkeit des lyrischen Ichs.

Inhaltlich handelt das Gedicht von zwei Nonnen, die über die Mauer ihres Klosters blicken und den Gesang der Nachtigalen und das Klingen eines Posthorns hören. Diese natürlichen Klänge erwecken in ihnen eine Sehnsucht, insbesondere bei der jüngeren Nonne, die bei dem Klang des Posthorns weint. Ihre Sehnsucht wird jedoch durch das Schrillen der Klosterglocke unterbrochen, die sie zurück in ihr alltägliches Klosterleben ruft.

Der Klang des Posthorns könnte symbolisch für die Außenwelt, Freiheit und irdischer Liebe stehen, während das Kloster und die Glocke für ihre Entsagung und religiösen Pflichten stehen. Das lyrische Ich bzw. die jüngere Nonne scheint in einem Konflikt zwischen ihren weltlichen Sehnsüchten und ihren religiösen Pflichten gefangen zu sein.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen zu jeweils vier Versen und ist somit ein Quadrat. Das Reimschema ist durchgehend alternierend (abab). Die Sprache des Gedichts ist bildhaft, wobei die Natur als Ausdruck der Gefühle und Sehnsüchte des lyrischen Ichs dient. Die Verwendung des Archaischen („Thal“ statt „Tal“, „Thränen“ statt „Tränen“) weist auf die historische Entstehungszeit des Gedichts hin.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Das Posthorn“ ist Heinrich Seidel. Im Jahr 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1858 und 1906. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 78 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Seidel sind „Der Luftballon“, „April“ und „Die Musik der armen Leute“. Zum Autor des Gedichtes „Das Posthorn“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.

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