Balladette von Joachim Ringelnatz

Das war die sonst noch ziemlich fesche
Marie, die ihrem Prinzipal
In der Fabrik für Sterbewäsche
Drei schwarze Unterhosen stahl.
 
Und sandte, als er ruchbar wurde,
Dann das Gestohlene zurück.
Und diese mindestens absurde
Idee gereichte ihr zum Glück.
 
Der Prinzipal für Sterbewäsche,
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Der nicht Karrieren gern verdarb,
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Gab ihr so viel verdiente Dresche,
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Daß sie ein Kind gebar und starb.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Balladette“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
61
Entstehungsjahr
1924
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Balladette“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschsprachigen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Er ist bekannt für seine humorvollen und teils grotesken Gedichte. Daher lässt sich das Gedicht der literarischen Epoche der Neuen Sachlichkeit zuordnen, die von etwa 1920 bis 1933 andauerte und durch eine nüchterne Darstellung der Wirklichkeit gekennzeichnet war.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht humoristisch trivial, enthält jedoch bei näherer Betrachtung eine tiefe tragische Handlung. Es handelt von einer Frau namens Marie, die in einer Fabrik für Sterbewäsche arbeitet und drei schwarze Unterhosen stiehlt. Als der Diebstahl auffliegt, schickt sie die gestohlenen Waren zurück. Dieser absurde Akt bewahrt sie jedoch nicht von einer Bestrafung seitens ihres Prinzipals, der sie so verprügelt, dass sie schwanger wird und stirbt.

Das lyrische Ich scheint diese tragische Geschichte aus einer distanzierten, fast spöttischen Perspektive zu erzählen. Die skurrile Darstellung des Diebstahls und der Bestrafung verwandelt die brutalen Ereignisse in eine Art von groteskem Schauspiel. Dies könnte als Kritik an der Ausbeutung der Arbeiterklasse und der sozialen Ungerechtigkeit interpretiert werden, die zu tragischen Folgen führt.

In Bezug auf die Form folgt das Gedicht dem klassischen Aufbau einer Ballade mit drei Strophen zu je vier Versen. Jede Strophe erzählt einen Teil der Geschichte: den Diebstahl, die Rücksendung der gestohlenen Waren und schließlich die brutale Bestrafung. Der einfache, direkte Stil und der gelegentliche Gebrauch von Umgangssprache erzeugen einen Kontrast zur Schwere des Themas, was die Leser dazu zwingt, über die Ungerechtigkeit der Situation und die Rolle der Gesellschaft in Maries Schicksal nachzudenken.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Balladette“ ist Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1924. Erschienen ist der Text in München. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 61 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“. Zum Autor des Gedichtes „Balladette“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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