Der Waldsee von Heinrich Seidel

O unergründlich tiefer Waldsee du,
Wie künd ich deinen Zauber nur?
Du schaust zum Himmel auf in stiller Ruh,
Ein schwarzes Auge der Natur.
 
Es spiegeln sich in deinem feuchten Grund
Die Wolken fern am Himmelszelt,
Als würden dir in tiefster Seele kund
Die Träume einer bessren Welk
 
So schaut, wen Gott zum höchsten Dienst berief,
10 
Und also stumm beredsam schweigt
11 
Des Sehers Auge, das gedankentief
12 
Den Abglanz hoher Träume zeigt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Der Waldsee“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
71
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Waldsee“ wurde von Heinrich Seidel verfasst, der von 1842 bis 1906 lebte. Damit fällt das Werk in die Epoche des Realismus, wobei Seidel zeitweise auch dem naturalistischen Stil zugeordnet wurde.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht sehr stimmungsvoll und romantisch, es strahlt eine gewisse Ruhe und Sehnsucht aus. Der Waldsee wird als tiefer, unergründlicher und fast mystischer Ort dargestellt, in dem eine Art Zauber liegt und der in stiller Ruhe zum Himmel aufblickt.

Im Inhalt geht es darum, dass der See als eine Art Spiegel der Natur dargestellt wird. In seiner Tiefe spiegeln sich die Wolken und der gesamte Himmel, so als ob sie ihm ihre Träume erzählen würden. Hier deutet sich eine Vermenschlichung des Waldsees an, er wird zu einem „schwarzen Auge der Natur“, das Träume einfängt.

In der dritten Strophe wird dann eine Art Vergleich angestellt, bei dem der Waldsee das Auge eines Sehers repräsentiert. Es suggeriert, dass jemand, den Gott zu hohen Taten berufen hat, auf dieselbe meditative, gefundenene Art seine Träume und Visionen erlebt.

Die Form des Gedichts ist in drei vierzeilige Strophen unterteilt, wobei das Metrum und Reimform nicht explizit benannt sind. Es lässt sich aber ein recht klassisches, gereimtes Versmaß erkennen. Die Sprache des Gedichts ist eher posetisch und romantisch, es werden zahlreiche bildhafte Metaphern verwendet und die Natur wird personifiziert.

Insgesamt möchte das lyrische Ich mit diesem Gedicht wohl die Mystik, Ruhe und Tiefe der Natur zum Ausdruck bringen und gleichzeitig einen Vergleich zur menschlichen Sehnsucht und Spiritualität herstellen. Es scheint eine Art Wechselwirkung zwischen Natur und Mensch, zwischen Außen- und Innenwelt zu geben, in der die Natur gleichzeitig Spiegel und Inspirationsquelle für tiefe Gedanken und Träume sein kann.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Waldsee“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Seidel. Der Autor Heinrich Seidel wurde 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. In der Zeit von 1858 bis 1906 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 71 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Seidel sind „Der Tod Moltkes“, „Wälder im Walde“ und „Die Schwalbe“. Zum Autor des Gedichtes „Der Waldsee“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Heinrich Seidel (Infos zum Autor)

Zum Autor Heinrich Seidel sind auf abi-pur.de 216 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.