Tristan und Isolde von Heinrich Seidel

König Marke, wie die Sage meldet,
Liess begraben Tristan und Isolden
Zu den beiden Seiten eines Kirchleins,
Noch im Tod die Liebenden zu trennen.
Doch aus Tristans Hügel schoss ein Weinstock,
Rosen wuchsen aus Isoldens Grabe,
Strebten eilig aufwärts an den Mauern,
Trieben mächt'ge sehnsuchtsvolle Ranken,
Spannen sich empor des Daches Flächen,
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Und - ein Wunder war's nach wenig Jahren
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Rankten hoch am First schon ineinander
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Unzertrennbar Rosenbusch und Rebe.
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Rosen blühten leuchtend nun im Weinlaub,
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Trauben hingen in den Rosenzweigen!
 
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Dieses holde Wunder zu beschauen,
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Pilgerten herbei aus weitem Umkreis
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Gern die zärtlich hold verliebten Paare,
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Und nachdem voll Andacht sie gestaunet,
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Schauten sie sich leuchtend in die Augen,
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Ihre Hände rankten ineinander,
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Und sie küssten sich und sprachen gläubig:
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"Stärker als der Tod ist treue Liebe !"
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Tristan und Isolde“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
128
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Tristan und Isolde“ wurde von Heinrich Seidel verfasst, der im 19. Jahrhundert lebte und arbeitete. Der Text greift die berühmte Sage von Tristan und Isolde aus dem mittelalterlichen Europa auf und interpretiert sie neu.

Prima vista vermittelt das Gedicht einen romantischen, aber zugleich tragischen Eindruck. Es besingt die tiefe und unvergängliche Liebe von Tristan und Isolde, und das Bild von Rosen und Weintrauben, die sogar im Tod ineinander verschlungen bleiben, gibt einen bleibenden Eindruck von unsterblicher Liebe.

In der eigentlichen Geschichte sind Tristan und Isolde durch ein Schicksal verbunden, das sie im Leben trennte. In Seidels Gedicht werden sie jedoch im Tod wieder vereint, was durch die Metapher der sich verflochtenen Weinstöcke und Rosen symbolisiert wird. Diese Metapher dient als Haupterzählelement, um die zwanglose Natur der Liebe zwischen Tristan und Isolde zu unterstreichen.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit insgesamt 22 Versen. Die Strophen sind klar und logisch strukturiert - die erste skizziert die Handlung und entwickelt die Metapher der Pflanzen, die zweite beschreibt die Reaktion der Menschen auf dieses Phänomen.

Das Gedicht verwendet einfache, aber kraftvolle Sprache, um seine Botschaft zu vermitteln. Metaphorische Bilder wie „Rosenbusch und Rebe“ oder „Trauben hingen in den Rosenzweigen“ erzeugen dabei eine starke suggestive Wirkung. Gleichzeitig erzeugen sie ein Gefühl der Unausweichlichkeit und Unzertrennlichkeit von Tristans und Isoldes Liebe, die selbst der Tod nicht trennen konnte.

Schließlich ist die Botschaft des Gedichts eine nachdrückliche Behauptung der Unvergänglichkeit wahrer Liebe. Während sie im realen Leben von König Marke getrennt wurden, konnten Tristan und Isolde im Tod vereint sein, symbolisiert durch die Natur. Dieses Phänomen berührt die Menschen so sehr, dass sie pilgern, um es zu sehen, und es verstärkt ihren Glauben an die Kraft der Liebe, was in der letzten Zeile des Gedichts zum Ausdruck kommt: „Stärker als der Tod ist treue Liebe !“. Diese Betonung der Liebe als unsterbliche Kraft kann als zentrale Botschaft des Gedichts verstanden werden.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Tristan und Isolde“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Seidel. Im Jahr 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Im Zeitraum zwischen 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 128 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Seidel sind „Meine Puppe kriegst du nicht!“, „Hänschen auf der Jagd“ und „Die Gaben“. Zum Autor des Gedichtes „Tristan und Isolde“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.

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