Ballade von Otfried Krzyzanowski

Ein geschändeter Leichnam
Erschlagen im Walde.
 
Seinen Feinden wehe zu tun
Hat keiner verstanden wie er.
 
Nacht war’s und einsam der Weg,
Da horcht er: Sie lauern ihm auf.
 
Narrheit ist Betteln, ist Angst,
Verlangt es die Wölfe nach Blut.
 
Tauch auf! Es enttauchte der Furcht
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Seine Seele und lachte der Kälte.
 
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Enttaucht! Wie lüsternen Grimms
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Er nach seinem Dolche griff!
 
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Ein geschändeter Leichnam
14 
Erschlagen im Walde.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Ballade“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
68
Entstehungsjahr
nach 1902
Epoche
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ballade“ wurde von Otfried Krzyzanowski verfasst, der von 1886 bis 1918 lebte. Dies versetzt das Werk in den Kontext der späten Wilhelminischen Ära und der beginnenden Weimarer Republik in Deutschland. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs findet in dieser Periode statt, was die dunklen und gewalttätigen Themen des Gedichts erklären könnte.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht ziemlich düster und unbehaglich, da es den gewaltsamen Tod einer Person schildert. Es scheint einen Kampf oder zumindest Gewalt zu beschreiben, und dabei eine düstere, bedrohliche Atmosphäre zu kreieren.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht die Geschichte eines Individuums, das den Körper einer misshandelten, getöteten Person im Wald findet. Diese Person scheint ihre Feinde verstanden zu haben, wie niemand anderes. In der Dunkelheit des Waldes wird das lyrische Ich von einer unbestimmten Bedrohung belauert, vielleicht sind es die Wölfe, vielleicht auch menschliche Feinde. Doch anstatt vor Angst zu zittern, lacht es der Kälte und der Furcht ins Gesicht und greift beherzt zu seinem Dolch. Trotzdem bleibt der Leichnam geschändet und ermordet im Wald zurück.

Beim Blick auf die Sprache und Form des Gedichts fällt auf, dass es in kurzen, prägnanten Zeilen und Strophen verfasst ist. Jede Strophe besteht aus nur zwei Zeilen, was eine gewisse Kompaktheit und Intensität vermittelt. Die Sprache ist relativ einfach und direkt, aber sie trägt durch ihre Metaphern und lebendigen Bilder zur erschreckenden Atmosphäre bei. Die wiederkehrende Beschreibung des „geschändeten Leichnams“ am Anfang und Ende des Gedichts erzeugt eine Art Rahmen um die restliche Handlung und betont die endgültige Tragödie des Todes.

In der Interpretation lässt sich herauslesen, dass das lyrische Ich zwischen Furcht und Mut, zwischen Unterwerfung und Widerstand schwankt. Obwohl es letztendlich dem Tod ins Auge blickt, zeigt es dabei eine fast trotzig anmutende, heroische Haltung. Diese könnte als symbolisch für die damalige Zeit der Unsicherheit und der Kämpfe gelesen werden. Dennoch bleibt unklar, wer der Täter ist und ob das lyrische Ich selbst zum Opfer wird oder das Opfer findet. Es bleibt ein Gefühl der Bedrohung und Unbehaglichkeit.

Weitere Informationen

Otfried Krzyzanowski ist der Autor des Gedichtes „Ballade“. Krzyzanowski wurde im Jahr 1886 in Starnberg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1902 bis 1918 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 68 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Otfried Krzyzanowski ist auch der Autor für Gedichte wie „Bekenntnis“, „Cantate“ und „Der Einsame“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ballade“ weitere 37 Gedichte vor.

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