Die Stufe von Hugo Salus

Ich bin eine Stufe, die aufwärts führt,
Darüber der Priester zum Tempel schreitet;
Und bin eine Stufe, die abwärts führt,
Darüber sein Purpurmantel gleitet.
 
Ich bin aus Marmor, weiß und rein,
Und höre oft meine Schönheit loben
Und weiß, aus dem gleichen Marmorstein
Ist auch der ewige Tempel da oben.
 
Und daß ich's weiß ohne Sehnsucht und Neid,
10 
Das ist mein Glück und ist mein Leid!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „Die Stufe“

Autor
Hugo Salus
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
1866 - 1929
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Hugo Salus, ein tschechischer Schriftsteller und Arzt, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte. Durch seine Lebensdaten kann eine zeitliche Einordnung in den Übergang vom späten 19. ins frühe 20. Jahrhundert getroffen werden, in eine Zeit also, in der sich durch die Industrialisierung, große politische Umbrüche und die Anfänge der Moderne viele Veränderungen ergeben haben.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht kraftvoll und nachdenklich. Es haben starke Metaphern, die eine Vielzahl von Emotionen und Bedeutungen in sich tragen.

Inhaltlich geht es um ein lyrisches Ich, das sich selbst als Treppe darstellt, die auf- und abwärts führt. Es beschreibt sich selbst als reinen Marmor und nimmt eine neutrale Position zwischen dem Alltäglichen - symbolisiert durch das Niederschreiten des Priesters - und dem Heiligen - symbolisiert durch den Aufstieg des Priesters zum Tempel - ein. Es erkennt seine eigene Schönheit sowie seine Gemeinsamkeit mit dem ewigen Tempel da oben. Es weist dabei auf seinen eigenen Konflikt hin, sein Glück und sein Leid in seiner Position zu finden – er ist Teil des Göttlichen, kann aber nie dazu werden.

Die Sprache und Form des Gedichts sind ein wesentlicher Teil seiner Bedeutung. Es ist in drei Strophen unterteilt, mit einer klar definierten Struktur: Zwei Vierzeiler und ein abschließenden Zweizeiler. Diese Klarheit und Ordnung spiegelt die Rolle des lyrischen Ichs als verbindendes Element zwischen dem Heiligen und dem Alltäglichen wider. Die Sprache ist relativ einfach, aber voller bildhafter Metaphern, die die inhaltliche Vielschichtigkeit des Gedichts widerspiegeln. Die wiederholte Selbstbezeichnung „Ich bin“ unterstreicht die Identitätssuche und Selbstreflexion des lyrischen Ichs.

Zusammengefasst handelt das Gedicht „Die Stufe“ von Hugo Salus von der Selbstreflexion, Ehrung und Annahehmnung einer oft übersehenen, aber essentiellen Rolle - der Stufe - als Verbindung zwischen dem Alltäglichen und dem Heiligen. Mit klarem, bildhaftem Ausdruck drückt Salus die Dualität von Glück und Leid aus, die damit einhergeht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Stufe“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Hugo Salus. Der Autor Hugo Salus wurde 1866 in Böhmisch-Leipa geboren. Im Zeitraum zwischen 1882 und 1929 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 66 Worte. Die Gedichte „Die Zwiesprache“, „Legende“ und „Psalm“ sind weitere Werke des Autors Hugo Salus. Zum Autor des Gedichtes „Die Stufe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 11 Gedichte veröffentlicht.

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