Ballade von Joachim Ringelnatz

Tief im Innersten von Sachsen
Überfielen eines Abends zwei
Halbwüchsige Knorpel von Schweinshaxen
Eine Bulldogge aus der Walachei.
 
Sie umzingelten den alten Hund.
Hinterlistig wollten sie das matte
Tier, das keine Zähne mehr im Mund
Und auch keine Haare darauf hatte,
 
An den Augen treffen, hinterher
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Ihm die Zunge schlitzem und durch Zwicken
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Seinen Gaumen reizen und noch mehr,
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Um zuletzt ihn plötzlich zu ersticken.
 
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Wollten so. Jedoch es kam nicht so.
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Denn die Dogge, ohne sich zu wehren,
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Zog den Schwanz ein, heulte laut und floh
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Und begann sofort sich zu vermehren.
 
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Und die neuen jungen Hunde knurrten
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Schon am selben Tag, als man sie warf,
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Hatten spitze Zähne, und sie wurden
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Ganz speziell auf Haxenknochen scharf.
 
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Und die Enkelhunde bissen später
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Jede Haxe ohne Unterschied.
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Und so rächt die Sünde sich der Väter
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Bis ins tausendste und letzte Glied.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Ballade“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
141
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ballade“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Ringelnatz ist bekannt für seine humoristischen und sarkastischen Werke, und dieser Ton ist auch in der „Ballade“ spürbar.

Das Gedicht erzählt die Geschichte einer alten, zahnlosen und haarlosen Bulldogge, die von zwei halbwüchsigen Schweinehaxen überfallen wird. Die Haxen planen, den Hund quälen und zu töten. Jede erwartet jedoch nicht, dass der Hund flieht und beginnt, sich sofort zu vermehren. Die jungen Hunde sind besonders scharf auf Haxenknochen, und die Enkelhunde beißen später jede Haxe ohne Unterschied. Die letzte Zeile - „Und so rächt die Sünde sich der Väter“ - suggeriert, dass die Sünden der Schweinhaxen auf ihre Nachkommen übertragen werden.

Das lyrische Ich in diesem Gedicht ist ein allwissender Erzähler, der die Begebenheiten beschreibt. Die Botschaft könnte eine Warnung vor der Vergeltung für schädliches Verhalten sein und eine Reflexion über die Folgen von gewalttätigen Aktionen.

Das Gedicht besteht aus sechs vierzeiligen Strophen. Die Form ist strukturiert und gibt dem Leser nicht viel Raum für Interpretationsspielraum, was an den klaren, unverblümten Worten des lyrischen Ichs liegt. Die Sprache ist bildhaft und gleichzeitig humorvoll, typisch für Ringelnatz' Stil. Obwohl die Erzählung düster erscheint, hat sie eine komische Note durch die Darstellung der Schweinehaxen als gewalttätige Angreifer und die Idee, dass die alte Dogge sich durch eine Art magische Teilung vermehrt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass „Ballade“ von Joachim Ringelnatz zwar auf den ersten Blick ein humorvolles Gedicht zu sein scheint, aber bei genauer Betrachtung tiefergehende Themen anspricht, ein komplexer Kommentar zur Gewalt, Vergeltung und den Folgen unserer Handlungen.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Ballade“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1928 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 141 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Zum Autor des Gedichtes „Ballade“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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