Baldurs Tod von Heinrich Kämpchen

Balder, der Holde, Gute sprach:
Ich muß nun sterben;
Das kleine Pflänzchen Misteltein
War mein Verderben. –
 
Und doch, das arme Misteltein
Trägt kein Verschulden,
Beim Treueschwur vergaßen es
Die Erdenhulden. –
 
Und auch dem blinden Hödur sind
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Ganz rein die Hände,
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Die finst’re Norne nur allein
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Bestimmt das Ende. –
 
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Nach ihrem Schluß muß jeder hin
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Zur Hela wandern,
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Ihr sind die Götter untertan
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Wie alle andern. –
 
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Lebt wohl ihr Brüder in Walhall
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Und Asgards Freuden,
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Lebt wohl ihr lieben Schwestern all’,
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Ich muß nun scheiden.
 
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So hat der gute weiße Gott
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Balder gesprochen,
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Dann schlossen seine Augen sich,
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Vom Tod gebrochen. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Baldurs Tod“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Baldurs Tod“ wurde von dem deutschen Autor Heinrich Kämpchen verfasst, der von 1847 bis 1912 lebte. Kämpchen zeigte in seinem Schaffen Interesse an der nordischen Mythologie, welches sich auch in diesem Gedicht widerspiegelt. Das Gedicht lässt sich in die literarische Epoche des Realismus einordnen, wobei es gleichzeitig eine starke Anlehnung an ältere mythologische Themen zeigt.

Beim ersten Lesen erweckt das Gedicht den Eindruck einer traurigen Abschiedsstimmung. Es beschreibt die Sicht Baldurs, einer Figur aus der nordischen Mythologie, kurz vor seinem Tod. Die Atmosphäre ist von einer gewissen Resignation und Traurigkeit geprägt, jedoch auch von einem tiefen Verständnis für den unabwendbaren Lauf des Schicksals.

Inhaltlich thematisiert „Baldurs Tod“ den Tod des nordischen Gottes Balder, der in der Edda durch den Wurf eines Mistelzweiges durch seinen blinden Bruder Hödur stirbt. Der Tod wurde durch die Nornen, Schicksalsgöttinnen der nordischen Mythologie, bestimmt. Balder betont, dass weder das unschuldige Mistelzweig noch sein Bruder Schuld an seinem Tod tragen, sondern dass es das vorherbestimmte Schicksal war. Im letzten Teil des Gedichts verabschiedet sich Balder von seinen Brüdern und Schwestern, bevor er stirbt.

Formal besteht das Gedicht aus sechs gleich aufgebauten Strophen mit je vier Versen. Jede Strophe hat dabei eine Art inhaltlichen Schwerpunkt - Tod Balders, das Mistelzweig, Hödur, die Nornen, der Abschied und schließlich der Tod. Sprachlich verwendet Kämpchen eine verständliche, eher schlichte Sprache, die dennoch Bilder von großer Ausdruckskraft erzeugt. Durch die Verwendung der direkten Rede wirkt Balders Abschied besonders authentisch und emotional. Insofern ist das Gedicht eine gelungene Interpretation einer alten Sage in moderner Lyrik, die trotz des tragischen Themas eine gewisse Schönheit und Würde ausstrahlt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Baldurs Tod“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Kämpchen. Im Jahr 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1909. Der Erscheinungsort ist Bochum. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 101 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Die Gedichte „Altendorf“, „Am Gemündener Maar“ und „Am Grabe der Mutter“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Kämpchen. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Baldurs Tod“ weitere 165 Gedichte vor.

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