Auf Erden gehest du von Friedrich Rückert

Auf Erden gehest du und bist der Erden Geist;
Die Erd erkennt dich nicht, die dich mit Blüten preist.
 
Auf Sonnen stehest du und bist der Sonne Geist;
Die Sonn erkennt dich nicht, die dich mit Strahlen preist.
 
Im Winde wehest du und bist der Lüfte Geist;
Die Luft erkennt dich nicht, die dich mit Atmen preist.
 
Auf Wassern gehest du und bist des Wassers Geist;
Das Wasser kennt dich nicht, das dich mit Rauschen preist.
 
Im Herzen stehest du und bist der Liebe Geist;
10 
Und dich erkennt das Herz, das dich mit Liebe preist.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Auf Erden gehest du“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1788 - 1866
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf Erden gehest du“ wurde von Friedrich Rückert verfasst, der von 1788 bis 1866 lebte. Er gilt als einer der bedeutendsten Lyriker der deutschen Romantik, in der Zeitspanne von 1795 bis 1835.

Auf ersten Blick scheint es sich hier um eine Ode an die unerkannte Existenz und schweigende Akzeptanz menschlicher Präsenz in der Welt handeln.

In den ersten vier Strophen geht es darum, dass das lyrische Ich auf Erde, Sonne, Wind und Wasser wandelt und ein Teil davon ist, also gleichsam ihr Geist. Doch in jeder der vier Strophen wird festgestellt, dass diese Elemente das lyrische Ich nicht erkennen, obwohl sie es preisen. Im Kontrast dazu steht das Herz (also Metapher für menschliche Gefühle) in der fünften und letzten Strophe, das das lyrische Ich bzw. den Geist der Liebe tatsächlich erkennt und preist.

Die Aussage des lyrischen Ichs wirkt sehr introspektiv und philosophisch. Es scheint, als wolle der Dichter das Paradox der Existenz in der Welt zum Ausdruck bringen. Während der Mensch in den elementaren Teilen der Umwelt präsent ist, erkennt die Umwelt (Erde, Sonne, Wind, Wasser) ihn nicht als ein Teil von sich. Nur das menschliche Herz, das Gefühle repräsentiert, erkennt und versteht die menschliche Präsenz.

Formal besteht das Gedicht aus fünf zweizeiligen Strophen. Diese Form trägt zur Klarheit der Aussage und zur Konzentration auf den Inhalt bei. Die Sprache des Gedichts ist dabei recht einfach gehalten. Rückert nutzt elementare Symbole der Dichtung: Erde, Sonne, Wind, Wasser und Herz, sowie das Wortpaar von Unkenntnis und Lobpreisen. Ein weiteres auffälliges Merkmal liegt im Aufbau der Metaphern. Die Imitation der Bewegungen – Gehen, Stehen, Wehen – mit den entsprechenden Elementen und das darauf folgende Lobpreisen ist für sämtliche Strophen gleich, was eine Art rhythmische Struktur entstehen lässt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es in Friedrich Rückerts Gedicht „Auf Erden gehest du“ um das Paradox der menschlichen Existenz in der Natur und im menschlichen Herzen geht. Es wird sowohl das Unverständnis der Natur für den Menschen, obwohl sie ihn lohnpreisend hervorbringt, als auch die Einzigartigkeit der Liebe thematisiert, die den Menschen erkannt hat und ihn ebenfalls preist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Auf Erden gehest du“ des Autors Friedrich Rückert. 1788 wurde Rückert in Schweinfurt geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1866. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 95 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Der Dichter Friedrich Rückert ist auch der Autor für Gedichte wie „Kleines Frauenlob“, „Wintersonne“ und „31. Makame des Hariri“. Zum Autor des Gedichtes „Auf Erden gehest du“ haben wir auf abi-pur.de weitere 102 Gedichte veröffentlicht.

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