Faustin von Gotthold Ephraim Lessing
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Faustin, der ganze fünfzehn Jahr |
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Entfernt von Haus und Hof und Weib und Kindern war, |
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Ward, von dem Wucher reich gemacht, |
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Auf seinem Schiffe heimgebracht. |
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"Gott," seufzt der redliche Faustin, |
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Als ihm die Vaterstadt in dunkler Fern erschien, |
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"Gott, strafe meine Sünden |
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Und gib mir nicht verdienten Lohn! |
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Laß, weil du gnädig bist, mich Tochter, Weib und Sohn |
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Gesund und fröhlich wiederfinden." |
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So seufzt Faustin, und Gott erhört den Sünder. |
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Er kam und fand sein Haus in Überfluß und Ruh. |
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Er fand sein Weib und seine beiden Kinder |
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Und - Segen Gottes! - zwei dazu. |
Details zum Gedicht „Faustin“
Gotthold Ephraim Lessing
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14
95
1729 - 1781
Aufklärung
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Faustin“ stammt von dem deutschen Dichter Gotthold Ephraim Lessing, der von 1729 bis 1781 lebte und zu den bedeutendsten Vertretern der Aufklärung in Deutschland zählt. Es ist wahrscheinlich im späten 18. Jahrhundert entstanden.
Auf den ersten Eindruck hin handelt das Gedicht von Reue, Gottvertrauen und letztlich von einer freudigen Überraschung.
Inhaltlich geht es um den Charakter Faustin, der fünfzehn Jahre von zu Hause entfernt war und durch Wucher reich wurde. Auf der Heimreise betet er zu Gott, seine Sünden zu strafen und ihm nicht den verdienten Lohn zu geben. Stattdessen bittet er darum, seine Frau, sein Kind und seine Tochter gesund und glücklich wiederzufinden. Gott erhört seine Gebete und Faustin kehrt zu einem wohlhabenden und friedvollen Zuhause zurück, wo er seine Frau, seine beiden Kinder und zusätzlich zwei weitere Kinder vorfindet.
Insgesamt stellt das lyrische Ich die Sehnsucht eines Mannes nach seiner Familie, die Reue und den Wunsch nach Vergebung und schließlich das Erleben einer glücklichen Überraschung dar.
Die Form des Gedichts besteht aus einer einzigen Strophe mit vierzehn Versen. Die Sprache ist relativ einfach und direkt, mit einigen wenigen bildlichen Ausdrücken wie „Vaterstadt in dunkler Fern“ oder „Segen Gottes“ zur Unterstreichung der Emotionen des Protagonisten. Es wird eine Reimstruktur verwendet, die dem Gedicht einen melodiösen Rhythmus gibt.
Durch das Gedicht wird das Thema Vergebung und Gottes Gnade in einem alltäglichen Kontext betrachtet und in Form einer erzählenden und leicht verständlichen Geschichte vermittelt. Die positive Überraschung am Ende des Gedichts vermittelt eine Botschaft von Hoffnung und Gottes unerwarteter Güte.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Faustin“ ist Gotthold Ephraim Lessing. Im Jahr 1729 wurde Lessing in Kamenz (Sachsen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1745 und 1781. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Der Schriftsteller Lessing ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 95 Worte. Der Dichter Gotthold Ephraim Lessing ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied an den Leser“, „An den Leser“ und „An den Marull“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Faustin“ weitere 37 Gedichte vor.
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Zum Autor Gotthold Ephraim Lessing sind auf abi-pur.de 37 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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