Autodafé von Frank Wedekind

Du ketzerische Liederbrut,
Ihr Schelme, ihr perfiden Schwätzer,
Aufwiegler ihr für Fleisch und Blut,
Ihr losen, liederlichen Ketzer,
 
Habt acht, euch droht ein Glaubensakt:
Schon steht der Holzstoß hoch geschichtet;
Erbarmungslos hinaufgepackt
Wird, was ich frechen Sinns gedichtet.
 
Empor zum klaren Ätherraum
10 
Hebt sich das Flammenspiel des Brandes:
11 
Ein Totenopfer wüstem Traum,
12 
Die Siegesfackel des Verstandes!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Autodafé“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
56
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Autodafé“ stammt aus der Feder des deutschen Schriftstellers und Dramatikers Frank Wedekind, der von 1864 bis 1918 lebte. Das zum Thema gemachte Autodafé bezeichnet die öffentliche Verbrennung von Büchern und anderen Medien im Rahmen der Inquisition. Somit lässt sich das Werk in die Epoche des Naturalismus einordnen, da sich Wedekind auf den historischen Kontext der Inquisition bezieht und damalige gesellschaftliche Umstände offen kritisiert.

Im ersten Eindruck wird deutlich, dass das Gedicht einer scharfen Anklage gleicht. Das lyrische Ich richtet sich mit bitteren Worten gegen jene, die seine Kunst und Ausdrucksform bedrohen. Dabei wird ein bedrohliches Szenario geschaffen, das von Verrat, Zerstörung und Unterdrückung der Meinungsfreiheit handelt.

Inhaltlich dreht sich das Gedicht um den Zwiespalt zwischen dem Freiheitsstreben des lyrischen Ichs und der repressiven, religiösen Kontrolle, die seine künstlerische Freiheit und Ausdrucksform bedrohen. Das lyrische Ich versteht seine Kunst bzw. seine Gedichte als Protest gegen die bestehende Ordnung und sieht sich nun gezwungen, sie zu verbrennen. Es sieht diesen Akt als Glaubensakt, als Brandopfer für den Verstand und als Siegesfackel für die Freiheit des Denkens.

Stilistisch handelt es sich bei „Autodafé“ um ein Sonett mit insgesamt drei Strophen und zwölf Versen. Die Sprache ist geprägt von Worten, die eine negative Konnotation aufweisen und Bilder von Gewalt, Bedrohung und Unterdrückung erzeugen. Auch verwendet das Gedicht einen eher berichtenden Stil, was die Empörung und das Entsetzen des lyrischen Ichs über die drohende Hitze der Verbrennung seiner Werke noch betont.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Frank Wedekind in „Autodafé“ auf scharfe Weise Kritik an der Unterdrückung künstlerischer Freiheit und der Zensur von Kunst durch religiöse und gesellschaftliche Normen und Vorschriften äußert.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Autodafé“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Frank Wedekind. Wedekind wurde im Jahr 1864 in Hannover geboren. 1905 ist das Gedicht entstanden. München ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 56 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter Frank Wedekind ist auch der Autor für Gedichte wie „An Elka“, „An Francisca de Warens“ und „An Madame de Warens“. Zum Autor des Gedichtes „Autodafé“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 114 Gedichte vor.

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