Wolken von Hugo von Hofmannsthal

Am nächtigen Himmel
Ein Drängen und Dehnen,
Wolkengewimmel
In hastigem Sehnen,
 
In lautloser Hast
Von welchem Zug
Gebietend erfaßt?
Gleitet ihr Flug,
 
Es schwankt gigantisch
10 
Im Mondesglanz
11 
Auf meiner Seele
12 
Ihr Schattentanz,
 
13 
Wogende Bilder,
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Kaum noch begonnen,
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Wachsen sie wilder,
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Sind sie zerronnen,
 
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Ein loses Schweifen ...
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Ein Halb-Verstehn ...
19 
Ein Flüchtig-Ergreifen ...
20 
Ein Weiterwehn ...
 
21 
Ein lautloses Gleiten,
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Ledig der Schwere,
23 
Durch aller Weiten
24 
Blauende Leere.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Wolken“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
63
Entstehungsjahr
1874 - 1929
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wolken“ wurde von Hugo von Hofmannsthal verfasst, einem bedeutenden österreichischen Schriftsteller, der von 1874 bis 1929 lebte. Damit ist das Gedicht zeitlich der Epoche des Fin de Siècle und des Expressionismus zuzuordnen.

Beim ersten Eindruck fällt sofort das Hauptmotiv des Gedichts auf: Wolken. Diese werden sehr dynamisch und lebendig dargestellt. Des Weiteren spürt man eine gewisse Unruhe und Unbeständigkeit, hervorgerufen durch Begriffe wie „Drängen und Dehnen“, „Sehnen“, „Flüchtig-Ergreifen“ und „Weiterwehn“.

Inhaltlich beschäftigt sich das lyrische Ich mit der Beobachtung von Wolken am Himmel. Es stellt Fragen und betrachtet das Schauspiel, das sich ihm bietet. Dazu gehört das unbeständige Ziehen der Wolken („Ein Drängen und Dehnen, Wolkengewimmel“), ihre stille Eile („In lautloser Hast“) und ihre schattenwerfenden Bewegungen im Mondschein („Es schwankt gigantisch Im Mondesglanz“). Die Wolken werden als leichte, fließende Gebilde beschrieben, die durch den Himmel schweben („Ein lautloses Gleiten, Ledig der Schwere“). Es scheint, als ob das lyrische Ich in den Wolken eine Art Seelenzustand sieht, eine Spiegelung innerer Unruhe, Unbeständigkeit und Flüchtigkeit.

Die Form des Gedichts besteht aus sechs Vierzeilern. Es liegen keine klassischen Reimschemata vor, was zur Unbeständigkeit und Unruhe des Themas beiträgt. Die Sprache ist anschaulich und expressiv, viele Verben deuten auf Bewegung hin und verstärken das dynamische Bild der Wolken. Des Weiteren wird durch die Wahl solcher Worte wie „sehnen“, „schwankt“, „zerronnen“ und „Schweifen“ eine Atmosphäre von Unruhe und Unbeständigkeit geschaffen.

Insgesamt ist „Wolken“ ein Gedicht, das in seiner komplexen Sprache und Form eine intensive Beobachtung und innere Auseinandersetzung mit dem Naturphänomen der Wolken ausdrückt. Es kann als Spiegel des inneren Zustandes des lyrischen Ichs dienen und als Beispiel für den Ausdrucksstil der Epoche gesehen werden, in der es geschrieben wurde.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Wolken“ ist Hugo von Hofmannsthal. Geboren wurde Hofmannsthal im Jahr 1874 in Wien. Im Zeitraum zwischen 1890 und 1929 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bei Hofmannsthal handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 63 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Hugo von Hofmannsthal ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf den Tod des Schauspielers Hermann Müller“, „Ballade des äußeren Lebens“ und „Botschaft“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wolken“ weitere 40 Gedichte vor.

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