Lied von Hugo von Hofmannsthal

Die Liebste sprach: "Ich halt dich nicht,
du hast mir nichts geschworen.
Die Menschen soll man halten nicht,
sind nicht zur Treu geboren.
 
Zieh deine Straßen hin, mein Freund,
beschau dir Land um Land,
in vielen Betten ruh dich aus,
viel Frauen nimm bei der Hand.
 
Wo dir der Wein zu sauer ist,
10 
da trink du Malvasier,
11 
und wenn mein Mund dir süßer ist,
12 
so komm nur wieder zu mir!"
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Lied“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
70
Entstehungsjahr
1874 - 1929
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Lied“ und stammt von dem österreichischen Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal, der von 1874 bis 1929 lebte. Das legt eine Einordnung dieses Werks in die Zeit des „Fin de siècle“, also dem Ende des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts nahe.

Der erste Eindruck des Gedichtes ist ein Dialog zwischen Liebenden und es macht auf die zeitlichen Normen von Liebe und Loyalität aufmerksam, die in Hofmannsthals Zeit vorherrschten.

Der Inhalt des Gedichts wird aus der Perspektive einer Frau, offenbar die Geliebte des lyrischen Ichs, erzählt. Sie gibt ihrer Liebe die Freiheit, die Welt zu erkunden und verschiedene Erfahrungen zu machen, anstatt ihn zu binden oder auf eine Treueerklärung zu bestehen. Sie ermutigt ihn, verschiedene Länder zu bereisen, andere Frauen kennenzulernen und verschiedene Weine zu kosten. Sie schließt aber mit der Versicherung, dass er immer wieder zu ihr zurückkommen kann, wenn ihre Liebe und ihre Süße ihm attraktiver erscheint.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen, wobei sich die zweiten und vierten Verse jeder Strophe reimen (Kreuzreim), was das Liedhafte des Gedichts unterstreicht. Die Sprache ist direkt und einfach, die Ausdrücke sind klar und leicht verständlich, was eine intime und vertraute Atmosphäre schafft.

Das lyrische Ich, bzw. die Frau, die das lyrische Ich anspricht, vertritt eine modern anmutende, eher unkonventionelle Sicht auf Liebe und Partnerschaft. Sie akzeptiert und respektiert die individuelle Freiheit ihres Geliebten und bietet eine Beziehung an, die auf Wahl und nicht auf Zwang basiert, was in der gesellschaftlichen Kontext dieser Zeit relativ progressiv gewesen sein muss. Diese progressive Haltung zum Thema Liebe und Treue reflektiert das literarische Klima des Fin de siècle, in dem traditionelle Werte und Normen hinterfragt und oft durch neue Ideen ersetzt wurden.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Lied“ ist Hugo von Hofmannsthal. Geboren wurde Hofmannsthal im Jahr 1874 in Wien. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1890 und 1929. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Hofmannsthal handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 70 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Hugo von Hofmannsthal sind „Auf den Tod des Schauspielers Hermann Müller“, „Ballade des äußeren Lebens“ und „Botschaft“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Lied“ weitere 40 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Hugo von Hofmannsthal

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Hugo von Hofmannsthal und seinem Gedicht „Lied“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Hugo von Hofmannsthal (Infos zum Autor)

Zum Autor Hugo von Hofmannsthal sind auf abi-pur.de 40 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.