Lockvogel von Johann Georg Fischer

"Die Stadt fliegt aus, der Kuckuck schreit,
Weil sie den Frühling spüren;
Kam'rad, nun grünt die schöne Zeit
Zum Locken und Verführen!"
 
Vater spricht zum Töchterlein:
"Was mag das für ein Vogel sein?
Läuft herum an unserm Hag,
Weiß nicht, was er suchen mag,
Hat den Hut auf's Ohr gedrückt,
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Wie der Maitag sich geschmückt,
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Schielt herauf und spitzt die Ohren,
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Gleich, als hätt' er 'was verloren;
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Will einmal hinuntergehn
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Und den Burschen mir besehn!"
 
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Doch der schlüpft davon mit eins,
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Eh' der Vater kommen,
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Hat das Herz des Töchterleins
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Lachend mitgenommen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Lockvogel“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
92
Entstehungsjahr
1816 - 1897
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von dem im 19. Jahrhundert lebenden Autor Johann Georg Fischer. Es ist somit der Epoche der Romantik einzuordnen.

Beim ersten Lesen scheint das Gedicht leicht und unbeschwert, fast wie ein Kinderlied daherkommen. Die naturnahen Metaphern und der Volksliedton verleihen ihm eine lockere Atmosphäre und werden nur allmählich von subtilen Zeichen der Verführung und des Begehrens durchbrochen.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einer jungen Frau, auf die ein junger Mann in den beginnenden Frühlingstagen einen Reiz ausübt. Dieser junge Mann, charakterisiert als „Lockvogel“, wird vom Vater der Tochter als Fremder und potentielle Bedrohung wahrgenommen. Trotz der skeptischen Haltung des Vaters gelingt es dem Lockvogel jedoch, das Herz des Mädchens zu erobern und „lachend mitzunehmen“.

Das lyrische Ich könnte als der „Lockvogel“ gesehen werden, der selbstbewusst und verspielt seine Absichten verkündet („Zum Locken und Verführen!“). Zugleich legt es eine Sehnsucht nach dem jungen Glück des Mädchens nahe.

Die Form des Gedichts ist klar strukturiert, mit prägnanten und leicht verständlichen Versen. Die erste Strophe besteht aus vier Versen, die zweite aus zehn und die dritte wieder aus vier, was einen Spiegelrefrain zu erzeugen scheint. Der Rhythmus des Gedichts verleiht ihm einen musikalischen Charakter und unterstreicht die heitere, nahezu verspielte Stimmung.

Die eingesetzte Sprache ist klar und unprätentiös, mit volkstümlichen Ausdrücken und einer leichten, beinahe schelmischen Ironie. Zugleich werden durch Begriffe wie „Locken und Verführen“ oder „lachend mitgenommen“ subtile sexuelle Anspielungen vorgenommen.

Insgesamt zeichnet sich das Gedicht durch seine unterschwellig erotische Ausstrahlung und seine heitere, volkstümliche Art aus. Der „Lockvogel“ wirkt sowohl als verführerischer Charmeur als auch als Ausdruck von Freiheit und unbeschwerter Jugendlichkeit, was in starkem Kontrast zur elterlichen Besorgnis steht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Lockvogel“ des Autors Johann Georg Fischer. Im Jahr 1816 wurde Fischer in Süßen geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1832 bis 1897 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 92 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Johann Georg Fischer ist auch der Autor für Gedichte wie „Nur Einen Mann aus Millionen“, „Geweihte Stätte“ und „Es war im frühen Morgenlicht“. Zum Autor des Gedichtes „Lockvogel“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 19 Gedichte vor.

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