Ausflug von Joachim Ringelnatz

Es wehten Sommerkleider. Enten schnabelten.
Es knirschten kleine Steine,
Und meine Blicke wippten über Beine
Von Mädchen, die Mist gabelten.
 
Ein weidgerechter Jäger kam daher,
Der sein Gewehr
An einem Fels zerschlug
Und sprach: „Genug!“
 
Scheu dumme – heißt nach unsrer Weltanschauung –
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Scheu dumme Hühner flüchteten nervös,
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Und eine himmlische Erbauung
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Kam über mich. Ich war niemandem bös.
 
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Im Achtzigkilometertempo prickelten
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Uns Phantasien über Tod und Glück,
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Und in dem Staub, den wir dabei entwickelten,
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Blieb rein Geschautes jämmerlich zurück.
 
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Wie ich mich fremd in viel Intimes dachte,
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So schnell vorbei, war’s keine Sünd.
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Zerzaust, beglückt, weil mir die Landschaft lachte
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Zur Autofahrt Stuttgart nach Schwäbisch-Gmünd.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Ausflug“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ausflug“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Er schrieb hauptsächlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und gehörte zur literarischen Strömung der neuen Sachlichkeit.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht eine sehr bildhafte und lebensnahe Darstellung einer Reise bietet. Es handelt vom alltäglichen und unspektakulären, jedoch ungewöhnlich betrachteten Erlebnissen einer Autofahrt.

Inhaltlich schildert das lyrische Ich in diesem Gedicht einen Ausflug, vermutlich mit dem Auto, von Stuttgart nach Schwäbisch-Gmünd. Dabei nimmt es verschiedene Beobachtungen der Umwelt wahr: Mädchen, die Mist gabeln, Enten, die schnabeln, knirschende Steine und flüchtende Hühner. Die Begegnung mit einem Jäger lässt das lyrische Ich zu der Erkenntnis kommen, dass es niemandem böse ist. Es nimmt alles Geschehene mit Freude und Leichtigkeit wahr. Die hohe Fahrgeschwindigkeit entwickelt Phantasien über Tod und Glück, während der Staub des Weges die visuellen Eindrücke trübt.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in 5 vierzeilige Strophen gegliedert. Das Versmaß und der Reim sind frei, was dem Gedicht einen unregelmäßigen und spontanen Charakter gibt. Ringelnatz’ Sprache ist bildhaft und anschaulich, teils humorvoll und ironisch. Dies zeigt sich in der Benennung des Jägers als „weidgerechter Jäger“ (vgl. Vers 5) oder der Beschreibung der Hühner als „scheu dumme“ (vgl. Vers 9).

Zusammenfassend ist der „Ausflug“ ein humorvolles und lebensnahes Gedicht, das die kleinen Details und Beobachtungen im Alltag ehrt und thematisiert. Das lyrische Ich nimmt die Welt entspannt und gelassen wahr, was insgesamt eine fröhliche und unbeschwerte Stimmung erzeugt. Dabei gelingt es Ringelnatz durch seine bildhafte Sprache und skurrilen Beschreibungen die Leserinnen und Leser einzufangen und auf seine Reise mitzunehmen.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Ausflug“. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1928. In Berlin ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 106 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ausflug“ weitere 560 Gedichte vor.

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