Spruch von Joseph von Eichendorff

Drüben von dem sel'gen Lande
Kommt ein seltsam Grüßen her,
Warum zagst du noch am Strande?
Graut dir, weil im falschen Meer
Draußen auf verlornem Schiffe
Mancher frische Segler sinkt
Und vom halb versunknen Riffe
Meerfey nachts verwirrend singt?
Wagst du's nicht draufhin zu stranden,
10 
Wirst du nimmer drüben landen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Spruch“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
50
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das untersuchte Literaturwerk „Spruch“ stammt von dem deutschen Lyriker und Schriftsteller Joseph von Eichendorff. Es wurde in der Zeit des 19. Jahrhunderts verfasst, was in die Epoche der Romantik einzuordnen ist, in der Eichendorff als wichtiger Repräsentant gilt.

Der erste Eindruck des Gedichts zeichnet ein Bild von mystischer Sehnsucht und zugleich Ängstlichkeit gegenüber der Ungewissheit. Die inhaltliche Betrachtung offenbart ebenfalls dieses Grundthema.

Wir scheinen einem lyrischen Ich zu begegnen, das sich metaphorisch gesehen am Ufer eines Meeres befindet. Auf der anderen Seite dieser metaphorischen Wasserfläche, dem „sel'gen Lande“, kommt ihm eine unerklärliche Botschaft entgegen. Es zweifelt, den Sprung ins Unbekannte zu wagen, symbolisch repräsentiert durch das Überqueren des Meeres zu einem unbekannten Land. Hier ist das zentrale Motiv der Sehnsucht ersichtlich, die von Furcht vor den Gefahren und dem Unbekannten aufgehalten wird. Der letzte Vers des Gedichts liefert den Diskurspunkt: Wer sich nicht traut, das Unbekannte zu riskieren, wird nie das ersehnte Ziel erreichen.

Formal ist das Gedicht in einem einzigen zehnversigen Abschnitt strukturiert. Sprachlich fallen vor allem die metaphorischen und bildhaften Ausdrücke auf, wie das „sel'ge Land“, das „verlorene Schiff“ oder die „Meerfey“. Diese erzeugen eine märchenhafte, fast unwirkliche Atmosphäre und verdeutlichen die Gefühlszustände des lyrischen Ichs, das zwischen Sehnsucht und Angst pendelt.

Insgesamt kann interpretiert werden, dass Eichendorff mit diesem Gedicht einem zentralen romantischen Motiv Ausdruck verleiht: die Sehnsucht nach der Ferne und der Unbekantheit. Zugleich beleuchtet er die innere Konflikte, die mit solchen Bestrebungen einhergehen können - Angst, Verlust und Verwirrung.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Spruch“ des Autors Joseph von Eichendorff. 1788 wurde Eichendorff geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Der Romantik vorausgegangen waren die Epochen der Weimarer Klassik und der Aufklärung. Die Literaturepoche der Romantik ist zeitlich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein einzuordnen. Besonders auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik hatte diese Epoche Auswirkungen. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Literaturepoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. In ganz Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. Die zentralen Motive der Literatur der Romantik sind das Schaurige, Leidenschaftliche, Unterbewusste, Fantastische, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Romantiker sehnen sich nach der Einheit von Geist und Natur. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände dieser Zeit bleiben jedoch unerwähnt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 50 Worte. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Mondnacht“, „Morgengebet“ und „Ostern“. Zum Autor des Gedichtes „Spruch“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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