Meergesicht von Carl Busse

Gewitterschwüle. Steile Felsenklippen.
Die Nacht ist seltsam. Schwarze Wolken hangen.
Die Flut liegt still. Kein Dampfer wirft sie auf.
 
Sturmsingen ... Brausen ... Aus den Wolken zuckt
Ein Zackenfeuer. Helles, blaues Licht,
Ein weiß-verstörtes Nixenangesicht,
Ein banger Ruf, ein Gurgeln, ein Gewimmer,
Quellende Brüste in dem blauen Schimmer,
Verkrampfte Finger, Augen, goldne Strähnen
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Und schaumgequirlte bleiche Flockenmähnen,
11 
Und noch ein Schrei ... Die Luft in gelbem Licht
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Verzerrt ein totes Nixenangesicht.
 
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Das Dunkel gähnt ... Auf Felsenklippen wacht
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Mit düstrem Auge die Gewitternacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Meergesicht“

Autor
Carl Busse
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
79
Entstehungsjahr
1872 - 1918
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Meergesicht“ stammt von Carl Busse, einem deutschen Lyriker und Dramatiker, der in der Zeit von 1872 bis 1918 lebte. Damit ist es dem späten Naturalismus oder Übergang zum Expressionismus zuzuordnen.

Bereits auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht düster und dramatisch. Es vermittelt eine Atmosphäre von Unruhe und Bedrohung durch die Gewitternacht.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht eine szenerische Nacht am Meer. Die erste Strophe beschreibt eine Gewitteratmosphäre und eine ruhige Flut. In der zweiten Strophe wird jedoch die dramatische Szene eines Sturms und eines plötzlich aus den Wolken zuckenden Feuers dargestellt. Es folgen die Schilderungen einer verängstigten Nixe, deren verstörtes Gesicht und goldene Strähnen von dem hellen Licht erhellt werden. Die Szene endet dramatisch mit dem Schrei der Nixe und ihrer bleichen, verzerrten Gestalt. In der letzten Strophe kehrt die Dunkelheit zurück und die Gewitternacht wacht mit einem düsteren Auge. Insgesamt scheint das lyrische Ich durch die detaillierte Beschreibung die Gewalt und Unvorhersehbarkeit der Natur und die daraus resultierende menschliche Ohnmacht darzustellen.

Formal ist das Gedicht in drei Strophen gegliedert, wobei die Anzahl der Verse variiert. Das Metrum oder der genaue Reimschema ist nicht klar erkennbar, was den freien Rhythmus und die Unvorhersehbarkeit der geschilderten Naturgewalten widerspiegeln könnte. Die verwendeten sprachlichen Stilmittel wie Metaphern (z.B. „Felsenklippen wacht“), das personifizierte „Gewitternacht“ und die Alliteration (z.B. „Gewitterschwüle. Steile Felsenklippen.“) tragen dazu bei, die Atmosphäre zu verstärken und die dramatische Szene lebendig und anschaulich zu gestalten. Die Farbadjektive wie „schwarz“, „hell“ und „blau“ erzeugen zudem starke visuelle Bilder. Der mehrfache Gebrauch des Wortes „Licht“ könnte eine ironische Kontrastierung der Todesangst der Nixe bedeuten.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Meergesicht“ stammt aus der Feder von Carl Busse. Busse wurde im Jahr 1872 in Gummersbach geboren. In der Zeit von 1888 bis 1918 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 79 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Carl Busse sind „An mein Kind“, „Lieber Name“ und „Meiner Frau“. Zum Autor des Gedichtes „Meergesicht“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 24 Gedichte vor.

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