Heilige Not von Carl Busse

Es tat mir heut so bitter weh,
So seltsam weh die Brust beklemmt:
Wie vielem sagt' ich schon ade,
Wie vielem ward ich fern und fremd!
 
Mich band mit Rosen weiß und rot
Ein Lebensglück wohl wunderbar,
Doch nahm es mir die heil'ge Not,
Die meines Tags Gesellin war.
 
O daß des Glückes goldner Pfeil
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Doch stets ins Herz der Sehnsucht zielt!
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Daß jedes volle Lebensteil
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Vom andern immer borgt und stiehlt!
 
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Ich hört' heut' nacht ein Brausen gehn,
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Da ward mir jäh das das Herze weit.
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Ich sah die Sehnsucht vor mir stehn,
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Die Sehnsucht meiner Kämpferzeit.
 
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O heil'ge Not, ich grüße dich,
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Die mir das Glück so lang verhüllt!
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Gib du, daß meine Seele sich
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Mit Kräften und mit Zielen füllt!
 
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Daß bald ein Sturm darüber saust,
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Wie einst in junger Frühlingskraft,
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Und daß sie wieder schluchzst und braust
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Und - überströmend schwillt und schafft!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Heilige Not“

Autor
Carl Busse
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
147
Entstehungsjahr
1872 - 1918
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Heilige Not“ wurde von Carl Busse verfasst, einem deutschen Dichter der vor allem gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts tätig war. Dies suggeriert eine eindeutige zeitliche Einordnung in die Epoche des Naturalismus und Symbolismus, in der häufig Gefühle des Verlusts, der Sehnsucht und der Melancholie thematisiert wurden.

Bei erstmaliger Betrachtung fällt auf, dass das Gedicht ein eher melancholisches, seelisches Leiden des lyrischen Ichs thematisiert, welches auf innere Konflikte und inneres Ringen hindeutet. Insgesamt ist das Gedicht in sechs Strophen unterteilt, jede Strophe besteht aus vier Versen.

In Bezug auf den Inhalt scheint es, dass das lyrische Ich einen Zustand der Sehnsucht und des Schmerzes schildert - wie der Titel bereits suggeriert, eine „heilige Not“. Das Ich reflektiert über vergangene Zeiten („Wie vielem sagt' ich schon ade, / Wie vielem ward ich fern und fremd!“ - Vers 3 und 4; „Mich band mit Rosen weiß und rot / Ein Lebensglück wohl wunderbar“ - Vers 5 und 6) und vergleicht es mit der gegenwärtigen Situation („Daß bald ein Sturm darüber saust, / Wie einst in junger Frühlingskraft“ - Vers 21 und 22). Es scheint, als würde das lyrische Ich die Konfrontation und den Umgang mit Schwierigkeiten und Not herbeisehnen („O heil'ge Not, ich grüße dich“ - Vers 17), um Kraft zu sammeln und sich zu stärken („Gib du, daß meine Seele sich / Mit Kräften und mit Zielen füllt!“ - Vers 19 und 20).

Stilistisch ist das Gedicht geprägt von einfacher, klarer Sprache. Es finden sich zahlreiche Personifikationen und Metaphern (z.B. „heil'ge Not“, „Glückes goldner Pfeil“), die eine deutliche emotionalisierende und bildhafte Wirkung erzielen. Die Form des Gedichts folgt einem regelmäßigen Reimschema (Kreuzreim), das einen rhythmischen Fluss begünstigt und zur Dramatik des Gedichts beiträgt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass „Heilige Not“ ein ausdrucksstarkes Gedicht ist, das eine tiefe Auseinandersetzung des lyrischen Ichs mit Gefühlen von Verlust, Sehnsucht und Lebenskraft darstellt. Der Text illustriert die komplexe Dynamik zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; zwischen Erfahrung, Verlust und Erneuerung. Es veranschaulicht die menschliche Fähigkeit, aus Not und Schmerz Kraft zu schöpfen, und regt dazu an, das Konzept von „Glück“ und „Unheil“ kritisch zu hinterfragen.

Weitere Informationen

Carl Busse ist der Autor des Gedichtes „Heilige Not“. Der Autor Carl Busse wurde 1872 in Gummersbach geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1888 und 1918. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 147 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Carl Busse ist auch der Autor für Gedichte wie „Sommerruhe“, „Heidebild“ und „Deutsche Weihnacht 1914“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Heilige Not“ weitere 24 Gedichte vor.

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