Der Sternseher von Carl Busse

Die Jahre gehn vorüber,
Auch ich geh bald zur Ruh,
Da schau ich immer lieber
Dem Lauf der Sterne zu.
 
Ich kann mich oft noch freuen
Recht wie ein großes Kind,
Wenn abends die Getreuen
Auf ihren Wegen sind.
 
Mich dünkt, sie stehn so stille,
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Sie schaun und ruhn zumeist.
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Da doch ein ewger Wille
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Sie zur Vollendung reißt.
 
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So staun ich wohl in Fernen
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Und sinn und blick empor.
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Da spricht mir aus den Sternen
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Mein Herz ein Gleichnis vor:
 
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Du füllst den Tag mit Hasten,
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Und bleibt doch leeres Spiel.
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Hier glaubst du still zu rasten
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Und näherst dich dem Ziel.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Sternseher“

Autor
Carl Busse
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
103
Entstehungsjahr
1872 - 1918
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Sternseher“ stammt von dem Autor Carl Busse, der zwischen 1872 und 1918 lebte und somit zur literarischen Epoche des Fin de Siècle und der Moderne zählt.

Das lyrische Ich beginnt mit dem Ausdruck der Vergänglichkeit des eigenen Lebens und der Jahre, die vergehen. Es zeigt eine Ergebenheit in das Unvermeidliche und einen Blick in die Zukunft, in der es seine eigene Ruhe finden wird. Gleichzeitig gibt das Ich aus, wie es die Sterne betrachtet und sich an ihrem Anblick erfreut, vergleichbar mit dem ungezwungenen und neugierigen Staunen eines Kindes.

Dann ändert sich die Perspektive, und das lyrische Ich stellt Betrachtungen über die scheinbare Ruhe und Stille der Sterne an, die doch einem ewigen Willen folgen, der sie zur Vollendung treibt. Dies wird als Metapher für den Lebenstrieb, das Streben nach Vollendung und Erfüllung interpretiert, das alle Lebewesen antreibt.

Das Ich betrachtet den Sternenhimmel weiter und sieht darin eine tiefergehende Botschaft: Trotz alltäglicher Hektik und Hast scheint das Leben oft leer, und dennoch führt die vermeintliche Stille und Ruhe uns näher an unser wahres Ziel im Leben heran. Dieses Ziel wird von Busse nicht explizit benannt, es lädt den Leser jedoch zur eigenständigen Interpretation ein.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Vierzeilenstrophen und folgt damit einer geordneten und überschaubaren Form, passend zur thematischen Ruhe und Harmonie. Die Sprache ist schlicht jedoch tiefgründig, mit Anklängen an die Romantik im naturverbundenen und kontemplativen Charakter des lyrischen Ichs. Der Gebrauch alltäglicher und verständlicher Worte ermöglicht einen Zugang zum Gedicht ohne überflüssige Komplexität.

Zusammengefasst offenbart das Gedicht eine philosophische Tiefe und Beschaulichkeit im Angesicht der Unendlichkeit des Himmels und der Vergänglichkeit des eigenen Lebens. Es fordert Zurückhaltung und inneren Frieden als Mittel zum wahren Erfolg und gegen die Leere des hastigen Alltagslebens.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Sternseher“ ist Carl Busse. Im Jahr 1872 wurde Busse in Gummersbach geboren. In der Zeit von 1888 bis 1918 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 103 Worte. Weitere Werke des Dichters Carl Busse sind „Meergesicht“, „An mein Kind“ und „Lieber Name“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Sternseher“ weitere 24 Gedichte vor.

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