Immerhin von Wilhelm Busch

Mein Herz, sei nicht beklommen,
Noch wird die Welt nicht alt.
Der Frühling ist wiedergekommen,
Frisch grünt der deutsche Wald.
 
Seit Ururvätertagen
Stehen die Eichen am See,
Die Nachtigallen schlagen,
Zur Tränke kommt das Reh.
 
Die Sonne geht auf und unter
10 
Schon lange vieltausendmal,
11 
Noch immer eilen so munter
12 
Die Bächlein ins blühende Tal.
 
13 
Hier lieg ich im weichen Moose
14 
Unter dem rauschenden Baum,
15 
Die Zeit, die wesenlose,
16 
Verschwindet als wie ein Traum.
 
17 
Von kühlen Schatten umdämmert,
18 
Versink ich in selige Ruh;
19 
Ein Specht, der lustig hämmert,
20 
Nickt mir vertaulich zu.
 
21 
Mir ist, als ob er riefe:
22 
Heija, mein guter Gesell,
23 
Für ewig aus dunkler Tiefe
24 
Sprudelt der Lebensquell.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Immerhin“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
1832 - 1908
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Immerhin“ wurde von Wilhelm Busch verfasst, der von 1832 bis 1908 lebte. Daher lässt es sich zeitlich der Epoche des Realismus zuordnen, auch wenn Busch einerseits für seinen humoristischen Ton bekannt ist und andererseits oft Aspekte des zuvor vorherrschenden Biedermeiers und der beginnenden Moderne in seinen Werken aufgreift.

Der erste Eindruck des Gedichts ist positiv und optimistisch. Es scheint eine tiefe Wertschätzung und Verbundenheit mit der Natur zum Ausdruck zu bringen, gleichzeitig aber auch eine meditative Betrachtung der Vergänglichkeit.

Inhaltlich handelt das Gedicht von der Natur und dem immerwährenden Kreislauf des Lebens. Das lyrische Ich beruhigt sein Herz und erinnert daran, dass die Welt trotz allem beständig ist. Es findet in der Natur Trost und Gelassenheit, sei es durch das frische Grün des Waldes, das Rauschen eines Baums, das Singen der Nachtigallen, das Auftauchen eines Rehs am See oder den munteren Bachlauf ins Tal. Die Zeit, als bedeutungsloses Konstrukt, wird als traumähnlich durch das lyrische Ich wahrgenommen. So liegt es im weichen Moos und befindet sich in einem Zustand der „seligen Ruh“.

Hinsichtlich der Form handelt es sich um ein sechsstrophiges Gedicht mit jeweils vier Versen pro Strophe. Durchgängig werden Endreime verwendet.

Die im Gedicht verwendete Sprache ist elegant und bilderreich und entwirft eine friedliche Naturszenerie. Es sind zudem Formulierungen zu finden, die typisch für die Lyrik des 19. Jahrhunderts sind, wie etwa der Begriff „Uruvätertagen“ in der zweiten Strophe. Durch die Verwendung direkter Ansprache und die Vermenschlichung der Natur (z.B. der Specht, der „vertaulich“ nickt) entsteht eine besondere Emotionalität und Nähe. Es entsteht das Bild einer idyllischen, zeitlosen Naturlandschaft, in der das lyrische Ich Trost, Ruhe und Lebenskraft findet. Damit könnte das Gedicht auch als Kritik an einer zunehmend technisierten und entfremdeten Welt gelesen werden, eine Thematik, die häufig in Buschs Werken auftritt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Immerhin“ von Wilhelm Busch ein episches Gedicht ist, das eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und eine ablehnende Haltung gegenüber dem technologischen Fortschritt zum Ausdruck bringt. Seine ruhige, meditative Atmosphäre und die malerische Darstellung der Natur verleihen dem Gedicht einen hohen ästhetischen und emotionalen Wert.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Immerhin“ ist Wilhelm Busch. 1832 wurde Busch in Wiedensahl geboren. In der Zeit von 1848 bis 1908 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 109 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Wilhelm Busch ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf Wiedersehn“, „Auf den Sonntag früh Morgen“ und „Bedächtig“. Zum Autor des Gedichtes „Immerhin“ haben wir auf abi-pur.de weitere 208 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Wilhelm Busch

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Wilhelm Busch und seinem Gedicht „Immerhin“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Wilhelm Busch (Infos zum Autor)

Zum Autor Wilhelm Busch sind auf abi-pur.de 208 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.