Aus einem April von Rainer Maria Rilke

Wieder duftet der Wald.
Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war;
zwar sah man noch durch die Aeste den Tag, wie er leer war,-
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle die wunden
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Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.
 
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Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
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über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
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Alle Geräusche ducken sich ganz
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in die glänzenden Knospen der Reiser.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Aus einem April“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
83
Entstehungsjahr
1906
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Aus einem April“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem der bedeutendsten Lyriker der deutschen Literaturgeschichte, der von 1875 bis 1926 lebte. Damit lässt sich das Gedicht in die Epoche der Moderne einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr sinnlich und bildhaft. Es scheint eine intensive, fast magische Atmosphäre zu initiieren, die mit zahlreichen Aspekten der Natur und insbesondere des Frühlings verbunden ist.

Inhaltlich kann man sagen, dass es - wie der Titel andeutet - die erneuernde, verjüngende und belebende Kraft des Aprils und des Frühlings teils symbolisch, teils sehr direkt thematisiert. Das lyrische Ich beschreibt, wie der vorher schwer empfundene Himmel von den emporsteigenden Lerchen mitgenommen wird, wie nach den regnerischen Nachmittagen sonnenüberschüttete Stunden kommen und selbst die „wunden“ Fenster vor dieser frischen Lebendigkeit flüchten.

Die zweite Strophe bringt eine kontrastierende Stille hervor, während der Regen leiser wird und alle Geräusche sich in den Knospen der Reiser zurückziehen. Das lyrische Ich scheint also einerseits die Erneuerung und Belebung durch den Frühling zu feiern und andererseits auch die Begleitung durch Stille und eine gewisse Introvertiertheit zu reflektieren.

In Bezug auf Form und Ausdruck hat das Gedicht einige interessante Eigenschaften. Während die erste Strophe zehn Verse umfasst, beschränkt Rilke in der zweiten auf nur vier Verse, um eine Art Kontrastierung und Verdichtung von Stimmungen zu ermöglichen. Die Sprache ist sehr bildhaft und enthält zahlreiche Metaphern und personifizierte Aspekte der Natur. Gleichzeitig verwendet Rilke eine relativ einfache und direkte Sprache, die den Zugang zum Inhalt des Gedichts erleichtert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Aus einem April“ ein Gedicht ist, das auf eindrucksvolle Weise die Natur als Spiegel subjektiver Stimmungen und Emotionen nutzt, und dabei insbesondere den Einfluss und die Symbolik der Wiederbelebung durch den Frühling hervorhebt. Es ist ein Spezimen für Rilkes Fähigkeit, komplexe emotionale Zustände durch seine intensive Beobachtung und Darstellung der Natur auszudrücken.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Aus einem April“ des Autors Rainer Maria Rilke. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. 1906 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin / Leipzig, Stuttgart. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 83 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke sind „Als ich die Universität bezog“, „Am Kirchhof zu Königsaal“ und „Am Rande der Nacht“. Zum Autor des Gedichtes „Aus einem April“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.

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