Aus der Kundenkunde von Joachim Ringelnatz

Die Kunden kommen und gehn,
Großeltern, Eltern und Kind.
Doch wenn es schlimme sind,
Dann bleiben sie lange stehn;
Die Sekundenkunden
Sind noch nicht erfunden.
 
Die Kunden kaufen und zahlen,
Doch manche wollen nur Waren besehn,
Sich orientieren. Man nennt sie
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„Sehleute“ und „Orientalen“;
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Der fleißige Kaufmann kennt sie.
 
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Es stottern und feilschen die Kunden
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Und schwatzen und lassen sich stunden.
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Und stehlen sogar. Dagegen stiehlt nie
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Die aristokratische Kleptomanie.
 
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Der lockere Kunde von Beruf
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Hat meistens einen Pferdehuf.
 
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Wer seinen Kunden kündigt
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Und meint, es ginge so: allein,
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Selber sein eigener Kunde zu sein,
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Der wird leicht vom Schicksal entmündigt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Aus der Kundenkunde“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Aus der Kundenkunde“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, der von 1883 bis 1934 lebte. Das zeitliche Einordnen des Gedichts ist schwierig, da seine Werke größtenteils unter verschiedenen Einflüssen und Inspirationen entstanden. Die atmosphärische und inhaltliche Trivialität des Gedichts könnte jedoch auf die Moderne deuten, in welcher Ringelnatz seinen Schaffenshöhepunkt hatte.

Der erste Eindruck des Gedichts ist humoristisch und leicht sarkastisch. Ringelnatz benutzt die Kunden als Metapher für das Leben und seine Erscheinungsformen, und spielt dabei auf das ewige Kommen und Gehen der Leute ein.

Im ersten Vers bezieht sich das lyrische Ich auf die Kunden, die „kommen und gehn, Großeltern, Eltern und Kind.“ Sie symbolisieren die Generationsfolge und die Kontinuität des Lebens. Es scheint davon ausgegangen zu werden, dass sie als Störfaktoren betrachtet werden, wenn sie „schlimm“ sind und ihr Verweilen länger als gewünscht ist.

Der zweite Vers ist eine Beobachtung über das Kaufverhalten, dabei werden die sogenannten „Sehleute“ und „Orientalen“, die nur schauen und keine Kaufabsicht zeigen, hervorgehoben.

In der dritten Strophe geht Ringelnatz auf die negativen Aspekte des Kaufmannslebens ein, wie das stundenlange Warten und Verhandeln und sogar das Stehlen. Dabei ist der Vers 15 ironisch und sozialkritisch, da er behauptet, dass aristokratische Kleptomanie nie stiehlt.

Der vierte Vers ist humorvoll und verspottet den „lockeren“ Kunden, der oft unverlässlich ist.

Der letzte Vers schließlich warnt vor den Folgen der Selbstzufriedenheit und des Missbrauchs des Kundenstatus.

Das Gedicht verwendet einen einfachen Reim und ein reguläres Metrum, was die Komik und die humoristische Wirkung verstärkt. Die Sprache ist klar, leicht ironisch und gelegentlich sarkastisch mit einer Prise von Gesellschaftskritik. Insgesamt verspottet Ringelnatz die Geschäftswelt und die Interaktionen zwischen Kundinnen und Verkäufern und stellt dabei Alltag und Modernität in einen humorvollen Kontext.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Aus der Kundenkunde“ des Autors Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1929 zurück. In Berlin ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 101 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Aus der Kundenkunde“ weitere 560 Gedichte vor.

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