Waldkonzert von Johann Nepomuk Vogl
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Herr Frühling giebt jetzt ein Konzert |
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Im Saal zum grünen Wald, |
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Geladen wird von ihm dazu |
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Sehr höflich jung und alt. |
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Die Demoiselle Lerche singt |
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Das allererste Stück |
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Und, wie sie still vertrauend hofft, |
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Mit ihrem alten Glück. |
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Ein nie gehörtes Solo trägt |
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Sodann der Kuckuck vor, |
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Doch wagt er aus Bescheidenheit |
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Sich nicht aus Busch und Rohr. |
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Schwarzplättchen wird nach kurzer Frist, |
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So viel es nur vermag, |
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Erlustigen der Hörer all' |
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Mit lautem Trillerschlag. |
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Drauf folgt ein scherzhaft Quodlibet, |
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Betitelt: Lieb und Mai; |
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Herr Kiebitz, Specht und Stieglitz ist |
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So wie Herr Fink dabei. |
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Auch wirkt die Dame Drossel mit, |
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Frau Elster und Herr Star, |
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Und ungenannter Herrn und Fraun |
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Noch eine ganze Schar. |
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Auf dieses folgt noch ein Konzert |
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Von Fräulein Nachtigall, |
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Das Akkompagnement dazu |
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Ist von Herrn Widerhall. |
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Und wenn sich euer Ohr dem Sang |
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Noch leihen mag und will, |
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Folgt noch zum Schlusse ein Terzett |
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Von Frosch, Eikad' und Grill'. |
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Auch bleibt zu melden, daß der Saal |
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Ganz neu erst dekoriert |
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Und reich mit Blumen aller Art |
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Geschmückt und ausspaliert. |
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Drum komme, wer ein echter Freund |
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Von Sang und Klang und Scherz; |
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Das Legegeld dafür ist bloß |
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Ein freies, frohes Herz. |
Details zum Gedicht „Waldkonzert“
Johann Nepomuk Vogl
10
40
195
1802 - 1866
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Waldkonzert“ wurde von dem österreichischen Dichter Johann Nepomuk Vogl verfasst, der von 1802 bis 1866 lebte. Damit lässt sich das Gedicht zeitlich in die Epoche der Biedermeier und des Vormärz einordnen.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht fröhlich, leicht und sehr bildhaft. Es entführt den Leser in eine natürliche Szenerie, in der verschiedene Tiere auf eine sehr menschliche Art und Weise agieren, was eine skurrile Atmosphäre schafft.
Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine im Wald stattfindende musikalische Darbietung, bei der verschiedene Tiere - genannt als Vögel und Insekten - „auftreten“. Sie „singen“ oder „spielen“ scheinbar Musik in einem metaphorischen Konzert. Dieses natürliche Konzert ist für alle geöffnet, wer kommen möchte, ist eingeladen. Die Bedingung für Teilnahme ist lediglich, mit einem „freien, frohen Herzen“ dabei zu sein.
In Bezug auf die Aussage des lyrischen Ichs scheint Vogl die harmonische Symbiose und den Rhythmus der Natur zu betonen. Er hebt die Schönheit und Freude hervor, die in ihr zu finden sind, und näher zu kommen erfordert nichts weiter als einen aufrichtigen Sinn für Schönheit und Freude.
Sprachlich gesehen verwendet der Autor eine sehr bildhafte, anschauliche Sprache. Er benennt die Tiere und die Natur um sie herum genau, was dem Gedicht Tiefe und Detailfülle verleiht. Die Sprache ist einfach und leicht verständlich, was der Frohsinnigkeit des Inhalts entspricht.
Formal besteht das Gedicht aus zehn Strophen mit je vier Versen, was einer einfachen und klar strukturierten Form entspricht. Jede Strophe stellt ein anderes „Element“ des Konzerts dar: Einige beschreiben spezifische „Solisten“ oder „Musikstücke“, andere die Atmosphäre oder den Ort des Konzerts. Dies erzeugt eine narrative Struktur, die dem Leser erlaubt, der „Handlung“ des Gedichts zu folgen. Durch die konsequente personifizierte Darstellung der Tiere nimmt das Gedicht Züge einer Fabel an.
Zusammengefasst ist „Waldkonzert“ ein bildhaftes Gedicht, das die Schönheit der Natur hervorhebt und den Leser dazu aufruft, diese Schönheit mit einem offenen, fröhlichen Herzen zu erleben. Es steht in der poetischen Tradition der Romantik, die die Natur als Ort der Harmonie und Quelle von Freude und Inspiration darstellt.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Waldkonzert“ ist Johann Nepomuk Vogl. 1802 wurde Vogl in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1818 und 1866. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 195 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Nepomuk Vogl sind „Das Erkennen“, „Ein Friedhofbesuch“ und „Vorgefühl“. Zum Autor des Gedichtes „Waldkonzert“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.
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