Weihnacht 1914 von Johannes Trojan

O Weihnachtsfest, wie gar so lieblich klang
Das Lied doch, das, von Engelsmund gesungen,
So frohe Botschaft kund gab der Gesang,
Der einst den Hirten auf dem Feld erklungen!
 
Ein Fest der Freude, liebes Weihnachtsfest,
Sonst warest du, das uns nach langem Sehnen
Den Sieg des Lichtes wieder hoffen läßt,
Doch diesmal siehst du, oh, wie viele Tränen!
 
Viel Väter, die fröhlichen Angesichts
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Ein Tannenbäumchen sonst ins Haus getragen,
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Sie schauen diesmal von der Freude nichts,
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Fern der Heimat liegen sie erschlagen.
 
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O viele Mütter, die sonst froh geschmückt
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Den Weihnachtsbaum mit buntem Tand und Kerzen,
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Wenn nicht schon tiefe Trauer sie bedrückt,
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So tragen sie doch bange Sorg' im Herzen.
 
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Und die sonst blicken gar so munter drein,
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Von Sorg und Not noch ahnend nichts, die Kleinen,
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Sie können diesmal auch nicht fröhlich sein,
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Sehn sie die Mütter, die Geschwister weinen.
 
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Bring Trost und Hoffnung, heller Weihnachtsstern
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Den Armen, die verstrickt in Sorgen liegen,
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Und laß auch, die der lieben Heimat fern,
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In fremdem Land sind, Schmerz und Feind besiegen.
 
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Gib, daß erfüllt es werde, was aufs neu'
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In stiller Nacht herabklingt aus dem Liede
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Der holden Weihnachtsengel: EHRE SEI
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GOTT IN DER HÖHE UND AUF ERDEN FRIEDE!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Weihnacht 1914“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
199
Entstehungsjahr
1837 - 1915
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Weihnacht 1914“ stammt von dem deutschen Dichter Johannes Trojan (1837-1915), wie der Titel bereits verrät erschien es 1914. Dieses Werk ist demnach in die Zeit des Ersten Weltkriegs einzuordnen, einem der großen Konflikte des 20. Jahrhunderts, der den Hintergrund für Trojans Weihnachtsgedicht bildet. Der erste Eindruck des Gedichts ist getrübt und stimmungsvoll, aber auch hoffnungsvoll mit einer tiefen Sehnsucht nach Frieden.

Inhaltlich betrachtet zeigt das lyrische Ich in diesem Gedicht einen starken Kontrast zwischen der Freude und Hoffnung, die das Weihnachtsfest normalerweise mit sich bringt, und der Realität des Krieges. Die traditionelle Feierlichkeit des Weihnachtsfestes („O Weihnachtsfest, wie gar so lieblich klang“) wird hier mit der Trauer und dem Leiden konfrontiert, die der Krieg mit sich bringt. Väter, die sonst Weihnachtsbäume nach Hause brächten, liegen „fern der Heimat [...] erschlagen“, und Mütter, die sonst den Weihnachtsbaum schmücken würden, sind von tiefer Trauer erfüllt oder tragen „bange Sorg' im Herzen“. Kinder, die normalerweise nichts von Sorge und Not ahnen, können nun nicht fröhlich sein, weil sie ihre weinenden Mütter und Geschwister sehen.

Die Hoffnung kommt jedoch in der sechsten und siebten Strophe zum Ausdruck, in der das lyrisische Ich darum bittet, dass der Weihnachtsstern Trost und Hoffnung bringen möge, und dass die Botschaft der Weihnachtsengel – „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Friede!“ – erfüllt werden möge. Das Gedicht kann daher als Appell für Frieden und Trost in Zeiten des Leidens gedeutet werden.

Formal besteht das Gedicht aus sieben Strophen mit jeweils vier Versen, es handelt sich um einen gereimten Vierzeiler mit Paarreim. Der Sprachstil ist eher ernst und betont, passt zu der schwierigen Thematik des Krieges und der damit verbundenen Trauer. Die Anspielungen auf das Weihnachtsfest und die christliche Botschaft von Frieden und Hoffnung sind deutlich und eingängig, und die tragische Darstellung des Kriegsleidens wird durch die Verwendung direkter und bildhafter Sprache verstärkt. Das Gedicht ist demnach ein eindrucksvolles Beispiel für Trojans Fähigkeit, komplexe emotionale Zustände und soziale Themen in zugänglicher, bewegender Lyrik darzustellen.

Weitere Informationen

Johannes Trojan ist der Autor des Gedichtes „Weihnacht 1914“. 1837 wurde Trojan in Danzig geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1853 bis 1915 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 199 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Die Gedichte „Der verwandelte Wald“, „Nutzen der Telegraphie“ und „Unter den Rosen“ sind weitere Werke des Autors Johannes Trojan. Zum Autor des Gedichtes „Weihnacht 1914“ haben wir auf abi-pur.de weitere 15 Gedichte veröffentlicht.

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