Glück von Ludwig Tieck

Willst du des Armen
Dich gnädig erbarmen?
So ist es kein Traum?
Wie rieseln die Quellen,
Wie tönen die Wellen,
Wie rauschet der Baum!
 
Tief lag ich in bangen
Gemäuern gefangen.
Nun grüßt mich das Licht!
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Wie spielen die Strahlen!
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Sie blenden und malen
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Mein schüchtern Gesicht.
 
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Und soll ich es glauben?
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Wird keiner mir rauben
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Den köstlichen Wahn?
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Doch Träume entschweben,
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Nur lieben heißt leben:
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Willkommene Bahn:
 
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Wie frei und wie heiter!
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Nicht eile nun weiter,
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Der Pilgerstadt fort!
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Du hast überwunden,
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Du hast ihn gefunden,
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Den seligsten Ort.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Glück“

Autor
Ludwig Tieck
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
90
Entstehungsjahr
1773 - 1853
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Glück“ ist Ludwig Tieck, Unterzeichner der Jenaer Romantik und dadurch in die Epoche der Romantik (1795-1835) einzugliedern.

Das Gedicht vermittelt auf den ersten Blick den Eindruck einer Befreiung, eines Schlupfs aus einem Dunkel und dem Eintritt in einen Licht- und Lebensraum.

Das lyrische Ich spricht im ersten Teil von Armen, die Erbarmen brauchen und zieht dann Parallelen zu Naturphänomenen. Diese Anfangsstrophen könnten eventuell auf die eigene, harte Situation des lyrischen Ichs hinweisen. Im zweiten Teil erklärt das lyrische Ich, dass es aus einer dunklen, gefangenen Situation herausgetreten ist und nun das Licht begrüßt. Meiner Meinung nach stellt das Licht hier symbolisch das Glück dar, welches das lyrische Ich nun entdeckt hat. Im dritten Teil drückt das lyrische Ich Unsicherheit aus, ob dieses Glück real ist. Das 'lieben heißt leben' zeigt eine Lebenseinstellung, die Lust am Leben und auf Neues. Der abschließende vierte Teil des Gedichts spricht von dem Glücksgefühl der Freiheit und Heiterkeit. Das lyrische Ich hat offenbar eine lange Reise hinter sich und hat nun sein Ziel erreicht. Dessen 'seligster Ort' könnte vielmehr ein innerer Frieden als ein physischer Ort sein.

Das Gedicht weist eine einheitliche sestinische (sechsversige) Strophenform auf, was der Formstrenge der Romantik entspricht. Es enthält dabei keine festen Reime, eine eher untypische Charakteristik für romantische Lyrik. Insbesondere im letzten Vers jeder Strophe werden jedoch Endassonanzen (hier: „Baum“, „Gesicht“, „Bahn“, „Ort“) genutzt, die als Halbreime wirken. Der Sprachstil ist emotional und bildhaft, gespeist durch häufige Naturmetaphorik, was wiederum typisch für die Romantik ist. Das sprachliche Mittel der Metaphorik repräsentiert die romantische Dichtung und ihre Ausrichtung auf das Gefühlsleben, den inneren Zustand sowie die Naturbeschreibung und -verehrung.

Weitere Informationen

Ludwig Tieck ist der Autor des Gedichtes „Glück“. Der Autor Ludwig Tieck wurde 1773 in Berlin geboren. In der Zeit von 1789 bis 1853 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Tieck ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 zeitlich eingeordnet werden. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde materialisiert. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das vorliegende Gedicht umfasst 90 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ludwig Tieck sind „Der neue Frühling“, „Herbstlied“ und „Kunst und Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „Glück“ haben wir auf abi-pur.de weitere 18 Gedichte veröffentlicht.

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