Aus alten Mährchen winkt es von Heinrich Heine

Aus alten Mährchen winkt es
Hervor mit weißer Hand,
Da singt es und da klingt es
Von einem Zauberland’:
 
Wo bunte Blumen blühen
Im goldnen Abendlicht’,
Und lieblich duftend glühen,
Mit bräutlichem Gesicht;
 
Und grüne Bäume singen
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Uralte Melodein,
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Die Lüfte heimlich klingen,
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Und Vögel schmettern drein.
 
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Und Nebelbilder steigen
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Wohl aus der Erd’ hervor,
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Und tanzen luft’gen Reigen,
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Im wunderlichen Chor;
 
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Und blaue Funken brennen
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An jedem Blatt und Reis,
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Und rothe Lichter rennen
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Im irren, wirren Kreis;
 
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Und laute Quellen brechen
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Aus wildem Marmorstein,
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Und seltsam in den Bächen
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Strahlt fort der Wiederschein.
 
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Ach! könnt’ ich dorthin kommen,
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Und dort mein Herz erfreu’n,
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Und aller Qual entnommen,
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Und frei und selig seyn!
 
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Ach! jenes Land der Wonne,
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Das seh’ ich oft im Traum,
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Doch kommt die Morgensonne,
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Zerfließt’s wie eitel Schaum.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Aus alten Mährchen winkt es“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
136
Entstehungsjahr
1822–1823
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das vorgegebene Gedicht ist „Aus alten Mährchen winkt es“ von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Chronologisch lässt es sich in die Epoche der Romantik einordnen, eine Zeit in der die Emotionen, Phantasie und die individuelle Subjektivität von besonderer Bedeutung für Kunst, Literatur und Musik waren.

Auf den ersten Eindruck scheint das Gedicht von einem immensen Fernweh und Sehnsucht nach einer utopischen Welt geprägt zu sein. In dieser idealen, fast surrealen Welt sind die Elemente der Natur überaus prächtig und melodisch. Sie äußert sich in bunten Blumen, grünen Bäumen, funkelnden Blättern und rauschenden Quellen. Jedoch ist es ein Ort, zu dem das lyrische Ich nicht gelangen kann.

In einfachen Worten ausgedrückt, handelt das Gedicht von einer Glückssehnsucht. Das lyrische Ich träumt von einer magischen, von Schönheit und Harmonie erfüllten Welt, in der es frei von allen Qualen ist. Der poetische Stil wird durch fantasievolle und romantische Naturbeschreibungen hervorgehoben, die den philosophischen Unterton des Textes tragen.

Formal ist das Gedicht in achtsilbige, gereimte, eine gleichbleibende rhythmische Struktur aufweisende Vierzeiler aufgeteilt. Dies trägt zur Melodik und Leichtigkeit des Textes in starkem Kontrast zu seiner tieferen, melancholischen Bedeutung bei. Anhand der Sprache ist ein charakteristischer romantischer Ton spürbar. Reiche und lebhafte Metaphern, eine immense Farb- und Klangsymbolik sowie der Anruf „Ach!“ prägen das Gedicht.

Heine lässt das lyrische Ich nach einem Traumland suchen, einem Ort, der zugleich verzaubert, schön und erfüllend ist. Aber am Ende ist dieser Ort nur ein Traum, der mit dem Anbruch des Tages zerfließt. Dies unterstreicht die Tragik des lyrischen Ichs, dessen Sehnsüchte unerfüllt bleiben und das in seiner Realität gefangen bleibt. Es spiegelt die typische romantische Idee der unerfüllten Sehnsucht wider, die aufgrund der harten Realität nicht erfüllt werden kann.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Aus alten Mährchen winkt es“ des Autors Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1823 zurück. Hamburg ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 136 Worte. Die Gedichte „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“, „Ahnung“ und „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Aus alten Mährchen winkt es“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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