Aus von Joachim Ringelnatz

Nun geh ich stumm an dem vorbei,
Wo wir einst glücklich waren,
Und träume vor mich hin: es sei
Alles wie vor zwei Jahren.
 
Und du bist schön, und du bist gut,
Und hast so hohe Beine.
Mir wird so loreley zumut,
Und ich bin doch nicht Heine.
 
Ich klappe meine Träume zu
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Und suche mir eine Freude.
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Auf daß ich nicht so falsch wie du
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Mein Stückchen Herz vergeude.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Aus“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
70
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht stammt vom deutschen Schriftsteller und Kabarettisten Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Ringelnatz ist bekannt für seine humorvollen und oft absurden Gedichte, die häufig Elemente des Alltags thematisieren. Das hier vorgelegte Gedicht mit dem Titel „Aus“ gehört in die Spätphase seines Schaffens.

Bereits beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht einen melancholischen Unterton hat. Es thematisiert das Ende einer Beziehung und den damit verbundenen Schmerz und die Wehmut.

Nun folgt eine allgemeine Inhaltsangabe vor der Analyse: In diesem Gedicht wird von einem lyrischen Ich berichtet, das an einem früheren Glücksort vorbeigeht und dabei in Erinnerungen schwelgt. Das lyrische Ich träumt davon, dass alles so ist wie vor zwei Jahren. Es spricht in der zweiten Strophe seine ehemalige Liebste an und lobt ihre Schönheit und Güte. Allerdings kämpft das lyrische Ich auch mit seinen Gefühlen und gibt zu, dass es die Trennung noch nicht verarbeitet hat. Im letzten Vers beendet das lyrische Ich seine Träume und sucht nach einem neuen Glück, denn es möchte sein Herz nicht verschwenden, so wie seine Ex-Partnerin es getan hat.

In der Analyse des Inhalts fällt auf, dass das lyrische Ich zwischen Wehmut und einem Blick in die Zukunft hin- und herschwankt. Indem das lyrische Ich seine Träume beendet, macht es einen Schritt in Richtung Heilung und Neuanfang.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen. Ringelnatz verwendet eine einfache, verständliche Sprache, durchzogen von einem feinen Humor, der die Melancholie des Inhalts etwas abmildert. Besonders auffällig ist der Sprachwitz in Vers 8, wo das lyrische Ich auf den deutschen Dichter Heinrich Heine anspielt. „Mir wird so Loreley zumut“, spielt auf Heines berühmtes Gedicht „Loreley“ an, das ebenfalls von unerfüllter Liebe handelt. Mit „Und ich bin doch nicht Heine.“ distanziert sich das lyrische Ich von der literarischen Tradition und unterstreicht seine eigene, individuelle Gefühlswelt.

Alles in allem ist Ringelnatz' „Aus“ ein humorvoll-melancholisches Gedicht, das auf einfühlsame Weise die Ambivalenz zwischen Erinnerung und Neuanfang, zwischen Wehmut und Hoffnung thematisiert.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Aus“ des Autors Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1932. In Berlin ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 70 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Zum Autor des Gedichtes „Aus“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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