Aus: Kindertotenlieder von Friedrich Rückert
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Ihr habet nicht umsonst gelebt; |
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Was kann man mehr von Menschen sagen? |
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Ihr habt am Baum nicht Frucht getragen |
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Und seid als Blüten früh entschwebt, |
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Doch lieblich klagen |
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Die Lüfte, die zu Grab euch tragen: |
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Ihr habet nicht umsonst gelebt. |
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In unser Leben tief verwebt, |
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hat Wurzeln euer Tod geschlagen |
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Von süßem Leid und Wohlbehagen |
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Ins Herz, aus dem ihr euch erhebt |
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In Frühlingstagen |
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Als Blütenwald von Liebesklagen; |
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Ihr habet nicht umsonst gelebt. |
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O, die ihr sanften Schmerz uns gebt |
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Statt euer an der Brust zu tragen, |
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Euch werden fremde Herzen schlagen, |
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Von Menschenmitgefühl durchbebt |
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Bei unsern Klagen; |
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Was kann man mehr von Menschen sagen? |
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Ihr habet nicht umsonst gelebt! |
Details zum Gedicht „Aus: Kindertotenlieder“
Friedrich Rückert
3
21
110
1788 - 1866
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht ist von Friedrich Rückert und stammt aus seiner Sammlung „Kindertotenlieder“. Rückert war ein deutscher Dichter und Übersetzer, der von 1788 bis 1866 lebte, wodurch das Gedicht zeitlich in die Epoche der Romantik einzuordnen ist.
Beim ersten Lesen des Gedichtes wird sofort deutlich, dass es von Tod und Verlust handelt, vermutlich vom Tod von Kindern, was durch den Titel der Sammlung, aus der es stammt, unterstützt wird. Die Stimmung erscheint traurig und melancholisch, es ist aber auch eine Art Trost und Akzeptanz zu spüren.
Der Inhalt des Gedichtes beschäftigt sich mit dem Leben und dem Tod. Rückert drückt aus, dass diejenigen, die gestorben sind, dennoch nicht umsonst gelebt haben („Ihr habet nicht umsonst gelebt“). Er verwendet das Bild von Blüten, die früh vom Baum fallen, ohne Früchte getragen zu haben, um den vorzeitigen Tod darzustellen. Aber statt Selbstmitleid, drückt das lyrische Ich seine tiefe Empfindung von Liebe und Schmerz aus und führt an, dass diese Emotionen der Gestorbenen eine Bedeutung und einen Sinn verleihen.
Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils sieben Versen. Jede Strophe endet mit der Aussage „Ihr habet nicht umsonst gelebt“, was dieses zentrale Thema unterstreicht. Die Sprache des Gedichtes ist bildhaft und metaphorisch, sie erzeugt durch die Verwendung von Naturbildern („Blüten“, „Baum“, „Frühlingstagen“) eine berührende und poetische Atmosphäre. Zudem verwendet Rückert den repetitiven Ausdruck „ihr habt nicht umsonst gelebt“ als eine Art Refrain, um dessen Bedeutung zu unterstreichen.
Insgesamt interpretiere ich das Gedicht als eine Huldigung an das Leben und eine Anerkennung des Wertes jedes Lebens, selbst wenn es sehr kurz ist. Es scheint die universelle menschliche Erfahrung von Verlust und Trauer zu thematisieren, bietet aber auch eine tröstliche Perspektive durch die Betonung des Wertes und der Bedeutung, die dieses kurze Leben gehabt hat.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Aus: Kindertotenlieder“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich Rückert. 1788 wurde Rückert in Schweinfurt geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1866 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 110 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 21 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich Rückert sind „Herbstblumen“, „Kleines Frauenlob“ und „Wintersonne“. Zum Autor des Gedichtes „Aus: Kindertotenlieder“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 102 Gedichte vor.
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Zum Autor Friedrich Rückert sind auf abi-pur.de 102 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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