Ich bin der Welt abhanden gekommen von Friedrich Rückert

Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben.
Sie hat so lange von mir nichts vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben.
 
Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält;
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.
 
Ich bin gestorben dem Weltgewimmel
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Und ruh' in einem stillen Gebiet.
11 
Ich leb in mir und meinem Himmel,
12 
In meinem Lieben, in meinem Lied.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Ich bin der Welt abhanden gekommen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
80
Entstehungsjahr
1788 - 1866
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ stammt von Friedrich Rückert, einem deutschen Dichter, der von 1788 bis 1866 gelebt hat. Dementsprechend kann das Gedicht zeitlich der literarischen Epoche des Biedermeiers zugeordnet werden, in der oft das private, häusliche Leben im Vordergrund stand.

Beim ersten Lesen fällt der gleichsam resignative wie auch selbstbewusste Ton des lyrischen Ichs auf. Es hat sich von der Welt distanziert und vermisst diese anscheinend nicht. Es besteht eine Diskrepanz zwischen der Welt und dem lyrischen Ich, das sich willentlich davon distanziert und sich in seine innere Welt zurückzieht.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht Selbstisolation und die Konzentration auf das Individuelle. Das lyrische Ich hat sich von der Welt losgesagt, mit der es früher viel Zeit „verdorben“ hat. Es scheint, als hätte es sich selbst in den Tod der Welt versetzt und lebt nun in seiner eigenen, inneren Welt. Hier findet es Frieden („ruh' in einem stillen Gebiet“), Individualität („Ich lebe in mir“) und kreative Freiheit („in meinem Lied“).

Die Form des Gedichts ist klassisch: Drei Strophen mit jeweils vier Versen. Der Sprachstil ist einfach und verständlich, trotz des ernsten Inhalts. Dies könnte ein Spiegel der Klarheit sein, die das lyrische Ich in seiner Abkehr von der Welt finden konnte. Eine Auffälligkeit ist die häufige Verwendung des Personalpronomens „ich“, das die Ich-Bezogenheit des Gedichts und dessen inhaltlichen Fokus auf das Selbst unterstreicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Friedrich Rückert in „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ die bewusste Isolation von der Welt und den Rückzug in die eigene innere Welt geistiger Freiheit und Kreativität beschreibt. Dabei emanzipiert sich das lyrische Ich von der Welt und stellt sich selbst und seine inneren Belange in den Vordergrund. Durch die einfache Sprache und klare Struktur wird diese Botschaft in einer für den Leser nachvollziehbaren Form präsentiert.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ ist Friedrich Rückert. Im Jahr 1788 wurde Rückert in Schweinfurt geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1866 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 80 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „Der trübe Tag“, „Des fremden Kindes heiliger Christ“ und „Herbstblumen“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Rückert. Zum Autor des Gedichtes „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 102 Gedichte veröffentlicht.

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