Lied eines Hagestolzen von Johann Baptist Alxinger

Predigt mir von Hymen nicht,
Rühmt mir nicht das Glück der Ehen!
Hymen ist ein Bösewicht,
Und ich weiß, was ich gesehen:
 
Für die fade Tändeley
Der zwo ersten Flitterwochen,
Ich, wie Deutschlands Götter frey,
Ich mich selber unterjochen?
 
Wurm genug beym finstern Blick
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Eines Weibsens mich zu winden,
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Thor genug, mein künftig Glück
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An ihr Nachtkorset zu binden?
 
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Und o dich Zufriedenheit!
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Nur par rénomée zu kennen,
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Weil mit falscher Zärtlichkeit
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Mich Popanzen Vater nennen?
 
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Traut nur auf ein Weiberherz,
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Kürzt nur eure Lebensjahre,
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Von der Schäferliebe Schmerz
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Hingepeitschet zum Altare!
 
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Mag der gute Himmel sich
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Eurer Raserey erbarmen!
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Freyheit! dich, ich fasse dich,
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Fasse dich mit beiden Armen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Lied eines Hagestolzen“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
110
Entstehungsjahr
1780
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Lied eines Hagestolzen“ stammt von Johann Baptist Alxinger und wurde während der Zeit der Aufklärung verfasst, genau genommen während des 18. Jahrhunderts. Der erste Eindruck suggeriert die Kritik des lyrischen Ichs an der Institution der Ehe und der romantischen Liebe.

In einfachen Worten könnten wir den Inhalt des Gedichts so zusammenfassen: Der Sprecher des Gedichts äußert seine Überzeugung, dass Ehe und romantische Liebe nicht notwendig oder erstrebenswert sind. Er beschreibt die Ehe als restriktiv und unterdrückend, besonders im Bezug zu seiner eigenen Freiheit. Er hinterfragt zudem das Ideal der Romantik, die in der damaligen Gesellschaft groß gelobt wurde und betont die Unvorhersehbarkeit und die Betrügereien, die oft mit der romantischen Liebe einhergehen. Der Sprecher bekennt seine Präferenz für Unabhängigkeit und Freiheit anstatt Liebeskummer und den Druck einer Ehe.

Formal besteht das Gedicht aus sechs vierzeiligen Strophen, in denen jeweils das Schema ABAB angewandt wurde. Die Sprache des Gedichts spiegelt die damalige Zeit wider und enthält daher veraltete Ausdrücke, wobei der Dichter durch seine lebendige und bildhafte Sprache dem Leser ein sarkastisches Bild des Ehelebens zeichnet. Einige Worte wie „Hagestolz“, „Hymen“, „Tändeley“, „Flitterwochen“, „Weibsens“, „Popanzen“, „Schäferliebe“ und „Raserey“ machen das Gedicht komplexer und erfordern viel Interpretation.

Die bildhafte Sprache zeigt auf einer tieferen Ebene die Ablehnung des Sprechers gegenüber gesellschaftlichen Erwartungen und Normen. Sein Verlangen nach Freiheit spricht sich sowohl in seiner Abneigung gegen die romantische Liebe aus, als auch in seiner Abscheu gegenüber der Vorstellung, „sich selbst zu unterjochen“. Insgesamt zeigt dieses Gedicht eine scharfe und zynische Sicht auf Ehe und Liebe, die es zu etwas Besonderem in der Literatur seiner Zeit macht. Es steht im krassen Gegensatz zu den üblichen idealisierten Darstellungen der Liebe und Ehe und unterstreicht damit die Einzigartigkeit der Perspektive des Autors.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Lied eines Hagestolzen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Baptist Alxinger. Im Jahr 1755 wurde Alxinger in Wien geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1780. Erschienen ist der Text in Halle. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 110 Worte. Weitere Werke des Dichters Johann Baptist Alxinger sind „Kalliopens Gesang von dem Fürsten von Kaunitz-Rittberg dem Künstebeförderer.“, „Morgengebet“ und „An den Freyherrn von Gebler“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Lied eines Hagestolzen“ weitere 23 Gedichte vor.

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