An eine todte Geliebte von Johann Baptist Alxinger

Hier, wo mein Aug’ dem späten Morgenrothe
So oft entgegenweint,
Hier fleh’ ich dir, erschein’ o meine Todte,
Erscheine deinem Freund!
Hast du vergessen diese kleine Kammer,
Wo einst ich bey dir saß,
Und alle Lebensmüh’ und Erdejammer
An deiner Brust vergaß?
 
Doch ja du kömmst, zu trösten mich im Leide,
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Du Holde nahest dich
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Wie Engel schön, im weissen Todtenkleide,
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Und so umschwebst du mich:
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Versprichst mir bald, was innigst ich verlange,
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Ein kühles sanftes Grab,
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Und trocknest mir die thränennasse Wange
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Mit deinen Locken ab.
 
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Doch bald versiegt ist diese Thränennässe,
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Mein mattes Auge bricht,
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Die Wange sinkt, und kalte Todtenblässe
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Umzieht mein Angesicht;
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Auch ich, wohl mir! werd’ auf der Bahre liegen
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Frey von des Lebens Last,
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Auch ich die schöne Palmenkron’ ersiegen,
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Die du ersieget hast.
 
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Indessen eilt ihr bangen Lebensstunden,
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Von tausend Seufzern schwer,
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Eilt schnell dahin, dann bluten meine Wunden
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In Ewigkeit nicht mehr!
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Dann werd ich, wie die Sonn’ aus Finsternissen,
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In deine Arme gehn;
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Und Sterne drehen unter unsern Füssen,
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Und Menschen weinen sehn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „An eine todte Geliebte“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
172
Entstehungsjahr
1780
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An eine tote Geliebte“ wurde von dem österreichischen Dichter der Aufklärung Johann Baptist Alxinger (1755-1797) verfasst. Als Vertreter dieser Epoche befindet sich Alxingers Werk zwischen dem späten 18. und dem beginnenden 19. Jahrhundert, einer Zeit, in der sich der Fokus der Literatur veränderte, von rationalen und gesellschaftlichen Themen hin zu persönlichen und emotionalen Motiven.

Auf den ersten Blick vermittelt das Gedicht eine tiefgreifende Trauer und Sehnsucht. Der lyrische Sprecher weint um den Verlust seiner geliebten Person und sehnt sich nach ihrer Präsenz, selbst in der Gestalt eines Geistes.

Im Verlauf des Gedichts drückt das lyrische Ich seine Trauer durch Tränen aus, fleht seine verstorbene Geliebte an, ihm zu erscheinen und seine Qualen zu lindern. Dies unterstreicht die tiefe emotionale Verbindung und eine Sehnsucht nach Nähe, die der Tod nicht gelöscht hat. Das lyrische Ich sehnt sich nach dem Tod, erwartungsvoll und bereit, seine irdischen Leiden zu beenden und sich wieder mit seiner Geliebten zu vereinen. Es gibt einen starken Antrieb nach Trost und einen Sinn von Hoffnung, das Finden von Frieden und Trost im Tod,da der Tod beide wieder vereinigt.

Das Gedicht ist in vier Strophen mit jeweils acht Versen unterteilt, was eine einheitliche und geordnete Struktur schafft. Die Sprache ist stark emotional und wählt ausdrucksstarke Begriffe und Wendungen, um die tiefen Emotionen des lyrischen Ichs zu veranschaulichen. Ein aufmerksamer Leser würde vielleicht auch ein Anzeichen von Weltschmerz entdecken, eine tiefe Melancholie infolge eines Bewusstseins hinsichtlich der Unvollkommenheit der Welt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „An eine tote Geliebte“ ein stark gefühlsgeladenes Gedicht ist, das die tiefen Trauer und Hoffnung eines sterbenden Mannes vermittelt, der sich nach dem Tod sehnt, um wieder mit seiner verlorenen Liebe vereint zu werden. Alxingers Werk zeigt die Ängste und Hoffnungen der Menschen, die vom Tod getrennte Liebende beklagen und zeigt, wie diese tiefsten menschlichen Gefühle durch die Kraft der Dichtung ausgedrückt werden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An eine todte Geliebte“ des Autors Johann Baptist Alxinger. Im Jahr 1755 wurde Alxinger in Wien geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1780. In Halle ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 172 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Baptist Alxinger sind „An mein Saitenspiel“, „Mäßigung“ und „An ein verlassenes Mädchen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An eine todte Geliebte“ weitere 23 Gedichte vor.

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