Doris auf dem Balle von Johann Baptist Alxinger

Du, der nicht richterisch und kalt
Sich Schönheitskenner nennt,
Der ihre siegende Gewalt
Aus der Erfahrung kennt:
 
Der du’s zu fühlen fähig bist,
Sieh meine Doris an;
Empfind’ es ganz, wie schön sie ist,
Und weide dich daran.
 
Wie unterm schwarzen Domino
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Ihr Schneehals Wunder thut:
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Sanft lacht ihr Aug, und mildert so
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Den stolzen Federhut.
 
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Frey läßt sie flattern ihr Gewand,
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Und frey ihr blondes Haar:
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Stampft mit dem Füßchen, beut die Hand
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Zum Reihentanz mir dar.
 
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Man drängt sich, wo sie tanzt, hervor,
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Schließt einen Kreis um sie,
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Und lispelt sich entzückt ins Ohr:
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„O seht nur, die ists, die!“
 
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Doch ha! nun führt der Reihentanz
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Zu mir sie wieder her
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Der blauen Augen sanfter Glanz
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Stralt jetzt noch göttlicher.
 
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Sie fleugt vorbey, drückt mir die Hand,
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Und nicket noch zurück:
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Ich stehe da, nach ihr gewandt,
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Und fühle ganz mein Glück.
 
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Fühl’ es, vergesse, wo ich bin,
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Am Boden starrt mein Fuß,
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So, daß die nächste Tänzerin
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Mich zu sich reissen muß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Doris auf dem Balle“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
166
Entstehungsjahr
1780
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Doris auf dem Balle“ stammt von Johann Baptist Alxinger, einem österreichischen Dichter der Aufklärung, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aktiv war.

Schon beim ersten Durchlesen entsteht der Eindruck einer ästhetischen, lebendigen und sehr persönlichen Wertschätzung der Schönheit einer Frau. Alxinger beschreibt sorgfältig und detailreich die außergewöhnliche Ausstrahlung und Attraktivität von Doris, inszeniert in der Umgebung eines Balls.

Der Inhalt des Gedichts ist eine Ode an die Schönheit von Doris und deren Wirkung auf das lyrische Ich. Es wird nicht nur ihre körperliche Schönheit – ihr Schneehals, das Lächeln ihrer Augen, ihr blondes Haar – lobend hervorgehoben, sondern auch ihre grazile Bewegung beim Tanz und die allgemeine Faszination, die sie auf andere ausübt. Das lyrische Ich beschreibt die Erfahrung des Tanzes mit ihr als aktuelles und intensives Glückserlebnis.

Formal besticht das Gedicht durch regelmäßige Viervers-Strophen und einen durchgehenden Paarreim. Alxinger nutzt eine leichte und beschwingte Sprache, die dem Anschein nach perfekt den festlichen, freudigen und gleichzeitig intimen Kontext eines Balls reflektiert, wieder. Die Gedanken des lyrischen Ichs, die durch die Sprache zum Ausdruck gebracht werden, sind voller Bewunderung und Ehrfurcht für Doris, wobei durch die Kontrastierung ihrer Schönheit mit dem tristen Alltag das Idealisierte und Verehrte hervorgehoben wird.

Insgesamt ist „Doris auf dem Balle“ nicht nur ein Ausdruck von Verehrung für eine geliebte Frau, sondern auch ein Spiegel der damaligen Zeit, die die Betonung und Wertschätzung der individuellen Schönheit und die Freude an geselligen Veranstaltungen wie Bällen hervorbrachte. Alxingers Gedicht ist daher bedeutend in seiner Darstellung von Anziehung, Liebe und Ästhetik in der Literatur der Aufklärung.

Weitere Informationen

Johann Baptist Alxinger ist der Autor des Gedichtes „Doris auf dem Balle“. 1755 wurde Alxinger in Wien geboren. Im Jahr 1780 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Halle. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 166 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Die Gedichte „Haschka an mich“, „Meine Prüfung, an Haschka“ und „An Denis“ sind weitere Werke des Autors Johann Baptist Alxinger. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Doris auf dem Balle“ weitere 23 Gedichte vor.

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