Die Erinnerung von Johann Baptist Alxinger

Ach, ich Falscher! konte sie verlassen,
Die mich liebte, wie kein Mädchen liebt,
Die noch jetzt, nicht fähig mich zu hassen,
Sich durch Wehmuth ihre Tage trübt,
Einsam oft an diesen Ufern gehet,
In den Sand oft meinen Namen schreibt,
Und dann weint, wenn schnell ein Lüftchen wehet,
Daß die kleinste Spur nicht übrig bleibt.
 
Both sie, sprich du liebe Quelle,
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Die des sanften Kosens Zeugin war!
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Nicht dein Wasser, o so süß und helle,
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Aus der weissen hohlen Hand mit dar?
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Segnend schlürft’ ichs auf, und ihre Wangen
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Röther, weil die Kleine sich gebückt,
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Glühten mehr noch, als ich einen langen,
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Einen warmen Kuß auf sie gedrückt.
 
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Lieblich sah der Mond auf diese Scene,
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Ihn von Lieb’ und Unschuld vorgespielt,
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Und versilberte die holde Thräne,
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Die ihr himmelblaues Aug erfüllt.
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O ein zärtlich Herz nur kan es fassen,
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Was für Freuden uns die Liebe giebt,
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Und ich Falscher hatte sie verlassen,
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Die mich liebte, wie kein Mädchen liebt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Die Erinnerung“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
159
Entstehungsjahr
1780
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das eingereichte Gedicht „Die Erinnerung“ stammt von dem österreichischen Dichter Johann Baptist Alxinger (1755-1797). Der Inhalt und Stil des Gedichts lassen auf eine Zugehörigkeit zur literarischen Strömung der Empfindsamkeit in der Zeit des Sturm und Drang schließen.

Erster Eindruck: Das Gedicht hinterlässt einen melancholischen, aber plastischen ersten Eindruck. Es wirkt sehr emotional und romantisch, eingebettet in eine natürliche Umgebung, die die starken Gefühle des lyrischen Ichs widerspiegelt.

Inhalt: Das lyrische Ich beklagt den Verlust einer geliebten Frau, die es offenbar betrogen und verlassen hat. Es drückt Reue und Schmerz über die eigene Untreue aus und erinnert sich rührend der gemeinsamen, glücklichen Zeiten. Bewegt scheint das lyrische Ich besonders von der unverändert anhaltenden Liebe der Frau, die es zurückgewiesen hat. Insbesondere die letzte Zeile jeder Strophe betont, dass sie es liebt(e) „wie kein Mädchen liebt“, was die Intensität ihrer Zuneigung und die Tragik ihrer Zurückweisung unterstreicht.

Form und Sprache: Das Gedicht besteht aus drei Strophen zu je acht Versen, die sich durch einen regelmäßigen Rhythmus und eine gekonnte und ausdrucksstarke Sprache auszeichnen. Es gibt keine festgelegte Reimordnung, was dem Gedicht eine freie, fließende Anmutung gibt. Die Bildsprache ist sehr romantisch und anschaulich; es gibt viele Naturbilder und Anspielungen auf Sinneserfahrungen, was die emotionale Wirkung des Gedichts verstärkt und dem Leser ein direktes, lebendiges Einfühlungsvermögen ermöglicht. Die Sprache ist leicht archaisierend und formell, was typisch für die Dichtung des 18. Jahrhunderts ist.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Erinnerung“ ist Johann Baptist Alxinger. Geboren wurde Alxinger im Jahr 1755 in Wien. 1780 ist das Gedicht entstanden. Halle ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 159 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Die Gedichte „Abendgebet“, „An meine Eltern“ und „Kalliopens Gesang von dem Fürsten von Kaunitz-Rittberg dem Künstebeförderer.“ sind weitere Werke des Autors Johann Baptist Alxinger. Zum Autor des Gedichtes „Die Erinnerung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 23 Gedichte vor.

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