An Liebchen von Johann Baptist Alxinger

Mein Liebchen, als beym ersten Kuß
An meinem Mund dein Mündchen klebte,
Als meine Seele, ganz Genuß,
Mit deiner Seele sich verwebte;
Da thaten wir den frommen Schwur:
Nach eitler Größe nie zu streben,
Und still mit ein paar Freunden nur
Zu schlendern durch das kurze Leben.
 
Geliebteste, nur noch ein Jahr,
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So wird das schönste Band uns knüpfen,
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So wird am heiligen Altar
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Dein Herzchen mir entgegen hüpfen:
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Dann laß uns, klein und unbekannt,
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Nichts, ausser uns, zum Glück bedürfen,
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Und so im heilgen Mittelstand
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Den Wonnekelch der Liebe schlürfen.
 
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Wenn vor dem Wagen eines Grossen
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Verbrämter Läufer Fackel stralt,
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Und wenn der Huf von Londnerrossen
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Durch die betäubten Gassen hallt:
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Da muß ich, Engel! dich am Arm,
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Den übergrossen Mann beklagen;
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Denn, siehst du nicht? ein Sorgenschwarm
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Sitzt neben ihm im goldnen Wagen.
 
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Ihn können persische Tapeten,
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Ihn kan sein glänzend Schlafgemach
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Nicht von den bleichen Gästen retten,
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Sie drängen seiner Ferse nach;
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Sie schaffen in damastnen Küssen
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Zu Stacheln um den Ederdon,
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Es fleugt vor ihren Natterbissen
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Der oft gerufne Schlaf davon.
 
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Doch keine finstre Sorge spücket
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In unserm stillen Kämmerlein;
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Die Liebe, die’s mit Rosen schmücket,
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Weiht sichs zu ihrem Tempel ein,
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Gießt, nach dem süßten ihrer Siege,
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Auf uns den Balsam sanfter Ruh,
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Vermischet unsre Odemzüge,
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Und schließt dein blaues Auge zu.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An Liebchen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
218
Entstehungsjahr
1780
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Liebchen“ ist von Johann Baptist Alxinger, einem Autor des Sturm und Drang in der Aufklärung, welcher von 1755 bis 1797 lebte.

Beim Lesen wird der Leser sofort in eine seichte Stimmung versetzt, als der Autor in einer romantischen und liebevollen Sprache die tiefen Gefühle für seine Geliebte ausdrückt. Er beschreibt die Intimität und Wärme, die er in ihren Armen erlebt und sehnt sich nach einem einfachen und unbeschwerten Leben mit ihr.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen, die jeweils aus acht Versen bestehen. Im ersten Strophenblock schildert das lyrische Ich die innige Liebeserklärung an seine Geliebte und den gemeinsamen Wunsch, ein schlichtes und ruhiges Leben zu führen, frei von der Sehnsucht nach weltlicher Größe. Die zweite Strophe beschäftigt sich mit der Zukunftsvorstellung: die baldige Ehe der beiden wird als Freudenkelch dargestellt, den sie im heiligen Mittelstand in ihrer Liebe zueinander genießen werden. Der dritte und vierte Strophenblock dienen dem Vergleich zwischen dem reichen und mächtigen Leben voller Sorgen und seiner unvergleichlichen, einfachen Liebe. In der letzten Strophe endet das Gedicht mit der idyllischen Darstellung ihres geliebten Kämmerleins, das von Trübsal unberührt bleibt und ausschließlich ihrer Liebe gewidmet ist.

Die Sprache des Gedichts ist bemerkenswert malerisch und von großer sinnlicher Qualität. Die Verwendung von Begriffen wie „Wonnekelch“, „goldnen Wagen“ oder „damastnen Küssen“ zeigt, dass Alxinger eine üppige Bildsprache verwendet, um die Schönheit seiner Liebe und seines einfachen Lebens auszudrücken. Es ist eine poetisch ausgesprochene Liebeserklärung, in der Alxinger seine tiefe Zuneigung und seine Sehnsucht nach einem einfachen und sorgenfreien Leben mit seiner Geliebten darstellt.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus fünf Oktetten, die jeweils vier Paarreime enthalten. Darüber hinaus verleiht die regelmäßige Verwendung von Trochäen sowie Jamben dem Gedicht einen deutlichen Rhythmus und sorgt für einen sanften Lesefluss.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „An Liebchen“ ein berührendes und intimes Liebesgedicht ist, das die tiefe Zuneigung des Autors für seine Geliebte und seine Sehnsucht nach einem einfachen, sorgenfreien Leben aufzeigt.

Weitere Informationen

Johann Baptist Alxinger ist der Autor des Gedichtes „An Liebchen“. Der Autor Johann Baptist Alxinger wurde 1755 in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1780 zurück. Halle ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 218 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Baptist Alxinger sind „An meine Eltern“, „Kalliopens Gesang von dem Fürsten von Kaunitz-Rittberg dem Künstebeförderer.“ und „Morgengebet“. Zum Autor des Gedichtes „An Liebchen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 23 Gedichte vor.

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