An ein verlassenes Mädchen von Johann Baptist Alxinger

O was blickst du so gelassen,
Liebe, kleine Heuchlerin!
Seit dein Falscher dich verlassen,
Ist auch deine Ruhe hin.
 
Zwar verbirgst du deine Schmerzen,
Willst bewaffnen dich mit Zorn:
Aber tief in deinem Herzen,
Armes Mädchen, sitzt ein Dorn:
 
Ach, der Dorn mißlungner Liebe;
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Wenn dich fern von ihm das Glück
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Unter andre Himmel triebe,
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Dächtest du an ihn zurück.
 
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Dächtest du des sanften Lebens,
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Als er dir zur Seite saß,
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Und das Schicksal seines Lebens
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Aus dem blauen Aug dir las:
 
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Und des Schauders, der dir lange
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Jede Nerve durchgezückt;
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Als zuerst sich seine Wange
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An die deinige gedrückt.
 
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Dächtest, wie so oft, mit Kosen,
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Du ihn Schlummernden geweckt,
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Tändelnd oft ihn warfst mit Rosen,
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Die vor deiner Brust gesteckt.
 
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Unauslöschlich, zwar verhehle
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Dieses dir, und täusche dich,
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Unauslöschlich in die Seele
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Gräbt die erste Liebe sich.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „An ein verlassenes Mädchen“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
138
Entstehungsjahr
1780
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Johann Baptist Alxinger ist der Autor des Gedichts „An ein verlassenes Mädchen“. Er lebte von 1755 bis 1797, womit wir das Gedicht in die Epoche der europäischen Aufklärung einordnen können.

Das Werk vermittelt beim ersten Lesen einen melancholischen und bittersüßen Eindruck. Alxinger beschreibt das Leiden eines Mädchens, das von einem ungetreuen Liebhaber verlassen wurde. Trotz versuchter Fassung und Zorn spürt sie tiefen Schmerz und fühlt sich verletzt.

Die poetische Erzählung zeigt das Mädchen in einer Phase der Erinnerung und des Verlusts. Sie versucht, ihre Trauer zu verstecken und ihre Wut zu zeigen, aber die Erinnerungen an die glücklichen Momente mit ihrem Geliebten sind immer noch lebendig und schmerzhaft. Alxinger beschreibt die Tiefen der ersten Liebe und ihre unauslöschliche Prägung in der Seele.

Formal ist das Gedicht in sieben Strophen mit jeweils vier Versen gegliedert, was eine geordnete und regelmäßige Struktur vermittelt. Die Sprache ist einfach und zugänglich, ist jedoch durchzogen von starken Emotionen und ausdrucksvollen Bildern, wie zum Beispiel dem Dorn, der tiefe Schmerzen symbolisiert.

Zudem stellt Alxinger das 'lyrische Ich' als Beobachter dar, der das Innere des Mädchens zu lesen scheint und so eine tiefe emotionale Ebene offenbart. Die konsequente Anrede des lyrischen Ich an das Mädchen schafft eine Intimität und direkte Verbindung zwischen Sprecher und Adressatin.

„An ein verlassenes Mädchen“ ist somit eine touchierende Zustandsbeschreibung über das innere Leid nach der ersten, verlorenen Liebe, einfühlsam verdichtet in der klar strukturierten Form des Gedichts.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An ein verlassenes Mädchen“ des Autors Johann Baptist Alxinger. Alxinger wurde im Jahr 1755 in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1780 zurück. Halle ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 138 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Die Gedichte „An mein Saitenspiel“, „Mäßigung“ und „An Liebchen“ sind weitere Werke des Autors Johann Baptist Alxinger. Zum Autor des Gedichtes „An ein verlassenes Mädchen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 23 Gedichte vor.

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