Aufgebung von Joachim Ringelnatz
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Ich lasse das Schicksal los. |
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Es wiegt tausend Milliarden Pfund; |
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Die zwinge ich doch nicht, ich armer Hund. |
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Wie’s rutscht, wie’s fällt, |
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Wie’s trifft – so warte ich hier. – |
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Wer weiß denn vorher, wie ein zerknittertes Zeitungspapier |
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Weggeworfen im Wind sich verhält? |
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Wenn ich noch dem oder jener (zum Beispiel dir) |
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Eine Freude bereite, |
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Was will es dann heißen: „Er starb im Dreck“? – |
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Ich werfe das Schicksal nicht weg. |
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Es prellt mich beiseite. |
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Ich poche darauf: Ich war manchmal gut. |
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Weil ich sekundenlang redlich gewesen bin. – |
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Ich öffne die Hände. Nun saust das Schicksal dahin. |
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Ach, mir ist ungeheuer bange zu mut. |
Details zum Gedicht „Aufgebung“
Joachim Ringelnatz
4
16
104
1923
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Aufgebung“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der zwischen 1883 und 1934 lebte. Das Gedicht kann zeitlich in die Weimarer Republik eingestuft werden, eine Zeit, die durch politische Unsicherheit und gesellschaftliche Umwälzungen geprägt ist.
Auf den ersten Blick hinterlässt das Gedicht einen Eindruck von Melancholie gepaart mit einer gewissen Resignation. Ringelnatz thematisiert darin das Schicksal und die Unvorhersehbarkeit des Lebens, im Besonderen seines eigenen.
In einfachen Worten ausgedrückt, spricht das lyrische Ich über seine Entscheidung, das Schicksal loszulassen und die Kontrolle aufzugeben. Es erkennt seine Machtlosigkeit bezüglich der Geschehnisse im Leben („Es wiegt tausend Milliarden Pfund“) und äußert seine Bereitschaft, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen („Wie's rutscht, wie's fällt, wie's trifft – so warte ich hier“). Es zieht auch einen Vergleich zu zerknittertem Zeitungspapier, das vom Wind weggeworfen wird, ein Bild, das die Unberechenbarkeit und Unvorhersehbarkeit des Lebens symbolisiert. Außerdem drückt das lyrische Ich das Bedürfnis aus, als gütiger Mensch erinnert zu werden („Ich poche darauf: Ich war manchmal gut“), obwohl es auch Angst und Unsicherheit über das, was die Zukunft bringt, zugibt („Ach, mir ist ungeheuer bange zu mut“).
Formal betrachtet ist das Gedicht in vier Strophen unterteilt, ohne einen festen Versmaß oder Reimschema. Die Sprache ist eher schlicht und alltäglich, jedoch ausdrucksstark in ihrer Direktheit und Emotionalität. Im Hinblick auf die besondere Zeit in der Joachim Ringelnatz lebte, könnte das Gedicht auch als Ausdruck der gesellschaftlichen Unruhe und Unsicherheiten der Weimarer Republik gesehen werden.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Aufgebung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. 1923 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in München. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 104 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Die Gedichte „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Aufgebung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
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