Zwei Soldatenlieder von Karl Kraus

In einem totenstillen Lied
vom Weh zum Wort die Frage zieht:
Wer weiß wo.
 
Wer weiß, wo dieses stille Leid
begraben liegt, es lärmt die Zeit
vorüber so.
 
Sie schweigt nicht vor der Ewigkeit
und stirbt und ist doch nicht bereit
zur letzten Ruh.
 
10 
In einem lebenslauten Lied
11 
vom Wahn zum Wort die Frage zieht:
12 
Wer weiß, wozu!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Zwei Soldatenlieder“

Autor
Karl Kraus
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
58
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zwei Soldatenlieder“ wurde von dem österreichischen Schriftsteller und Satiriker Karl Kraus verfasst, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte.

Das Gedicht hinterlässt beim ersten Lesen einen eher düsteren und melancholischen Eindruck. Es thematisiert offensichtlich die Erfahrung von Soldaten in Kriegszeiten und die Auswirkungen von Krieg und Leid auf das individuelle Bewusstsein und die Weltanschauung.

Im Inhalt des Gedichts wird das lyrische Ich vom Gedanken an den Krieg und seine Opfer gefangen genommen. Es scheint darüber nachzugrübeln, wo das Leid dieser Soldaten begraben liegt und wie es weiterlebt, selbst wenn es nicht mehr in der physischen Welt präsent ist („Es lärmt die Zeit vorüber so. / Sie schweigt nicht vor der Ewigkeit“). Es sucht nach Antworten für das unermessliche Leid und nach den Gründen dafür („vom Weh zum Wort die Frage zieht: Wer weiß wo“ und „vom Wahn zum Wort die Frage zieht: Wer weiß, wozu“).

Die Form des Gedichts ist durch Strophen mit jeweils drei Versen strukturiert und durch eine regelmäßige, wenn auch nicht durchgehend gereimte Versstruktur geprägt. Jede Strophe enthält eine Gedankenwendung oder ein Nahtstelle, die erst im Laufe der nächsten Strophe erklärt wird. Dies schafft eine gewisse Spannung, die den Leser dazu drängt, weiterzulesen. Im Zusammenspiel mit der wiederholenden Struktur entsteht so ein Rhythmus, der den Eindruck der unaufhaltsamen Zeit und des nicht enden wollenden Leids verstärkt.

Die Sprache des Gedichts ist recht einfach und klar, jedoch mit einer stark emotionalen und philosophischen Tiefe. Es gibt eine Reihe von Metaphern und bildlichen Ausdrücken, etwa wenn das lyrische Ich vom „totenstillen“ oder „lebenslauten“ Lied spricht. Diese Metaphern dienen dazu, das Ausmaß des Leids und die verzweifelte Suche nach Antworten zu veranschaulichen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Zwei Soldatenlieder“ ein Gedicht ist, das tief in die menschliche Erfahrung des Kriegs eingreift und die verzweifelte Suche nach Antworten und Sinn inmitten von Leid und Tod darstellt. Es reflektiert die Unmenschlichkeit des Kriegs und die ungelösten Fragen, die er hinterlässt.

Weitere Informationen

Karl Kraus ist der Autor des Gedichtes „Zwei Soldatenlieder“. 1874 wurde Kraus in Jičín (WP), Böhmen geboren. Im Jahr 1920 ist das Gedicht entstanden. In München ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 58 Worte. Weitere Werke des Dichters Karl Kraus sind „An einen alten Lehrer“, „Auferstehung“ und „Aus jungen Tagen“. Zum Autor des Gedichtes „Zwei Soldatenlieder“ haben wir auf abi-pur.de weitere 61 Gedichte veröffentlicht.

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