Zwei Brüder von Heinrich Heine

Oben auf der Bergesspitze
Liegt das Schloß in Nacht gehüllt;
Doch im Thale leuchten Blitze,
Helle Schwerter klirren wild.
 
Das sind Brüder, die dort fechten
Grimmen Zweikampf, wuthentbrannt.
Sprich, warum die Brüder rechten
Mit dem Schwerte in der Hand?
 
Gräfin Laura’s Augenfunken
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Zündeten den Brüderstreit;
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Beide glühen liebestrunken
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Für die adlig holde Maid.
 
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Welchem aber von den beiden
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Wendet sich ihr Herze zu?
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Kein Ergrübeln kann’s entscheiden, –
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Schwert heraus, entscheide du!
 
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Und sie fechten kühn verwegen,
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Hieb auf Hiebe niederkracht’s.
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Hütet Euch, Ihr wilden Degen,
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Grausig Blendwerk schleichet Nachts.
 
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Wehe! Wehe! blut’ge Brüder!
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Wehe! Wehe! blut’ges Thal!
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Beide Kämpfer stürzen nieder,
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Einer in des andern Stahl. –
 
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Viel Jahrhunderte verwehen,
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Viel Geschlechter deckt das Grab;
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Traurig von des Berges Höhen
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Schaut das öde Schloß herab.
 
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Aber Nachts, im Thalesgrunde,
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Wandelt’s heimlich, wunderbar,
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Wenn da kommt die zwölfte Stunde,
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Kämpfet dort das Brüderpaar.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Zwei Brüder“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
147
Entstehungsjahr
1817–1821
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zwei Brüder“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Ein genaues Entstehungsdatum des Gedichts lässt sich nicht genau festlegen, es liegt aber im Zeitrahmen zwischen 1797 und 1856.

Bei dem ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht eine düstere und dramatische Atmosphäre vermittelt, die von Anfang bis Ende durchgehalten wird. Die bildreiche Sprache regt die Fantasie des Lesers an und erzeugt ein lebhaftes Szenario einer nächtlichen, gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen zwei Brüdern.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um zwei Brüder, die um die Gunst einer Frau kämpfen, symbolisiert durch das Fechten mit Schwertern. In der unbekannten Konfliktlösung sehen sie schließlich ihren einzigen Ausweg und riskieren ihr eigenes Leben. Ihr Kampf geht so weit, dass sie beide sterben, im „Stahl des anderen“. Jahre vergehen und das Schloss, welches zuvor auf einem Berg lag, ist nun verlassen und spukhaft. Die Geister der Brüder scheinen jedoch weiterhin um Mitternacht zu kämpfen.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts sehen wir, dass es aus acht Strophen mit jeweils vier Versen besteht. Das rhythmische Schema und die Reime verleihen dem Gedicht einen starken melodischen Fluss. Die Sprache ist direkt, expressiv und bildreich, reich an Metaphern und eindringlichen Bildern. Heine transferiert die geheimnisvollen und mythischen Elemente auf eine allgemein verständliche Weise.

Das lyrische Ich scheint sich dabei in einer Beobachterposition zu befinden und stellt erzählerisch die dramatischen Ereignisse dar. Dabei kann das Gedicht auch als Kritik an irrationalen Entscheidungen und der Gewalt, die durch Leidenschaften ausgelöst werden kann, gesehen werden. Schließlich führt der Kampf der Brüder nicht zur Entscheidung, wie erhofft, sondern zur Zerstörung und zum Tod.

Insgesamt ist „Zwei Brüder“ ein eindrucksvolles Gedicht, das in seinem düsteren, dramatischen Ton und seiner eindringlichen Sprache die verheerenden Auswirkungen heftiger Leidenschaften und Konflikte darstellt.

Weitere Informationen

Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Zwei Brüder“. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1821 entstanden. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 147 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Die Gedichte „Alte Rose“, „Altes Lied“ und „Am Golfe von Biskaya“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Zwei Brüder“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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