Zur Erinnerung von Rudolf Lavant

Das giebt ein ehrenreiches Jahr!
Du zwanzigster des Februar,
Wir werden dein gedenken
In hoher Lust, in Mannesstolz,
Bis sie im Sarg von Tannenholz
Uns in die Erde senken.
 
Nach langer Nacht ein glorreich Licht!
Ein unerbittlich Volksgericht
Trotz Singen und trotz Beten!
10 
Im vollen Waffenschmucke hat
11 
Der junge Riese kurz und glatt
12 
Des Rückschritts Kopf zertreten.
 
13 
Wie man bestürzt nach Hilfe rief!
14 
Ein kalter, dumpfer Schauer lief
15 
Den Gegnern durch die Glieder.
16 
Die üpp’ge Saat von Lug und Trug –
17 
Wie eis’ges Hagelwetter schlug
18 
Des Volkes Zorn sie nieder.
 
19 
Wohin des Siegers Auge schaut –
20 
Die Halbgewalkten jammern laut
21 
Und ringen stumm die Hände.
22 
Ein Ahnen hat sie angeweht,
23 
Daß es bergab mit Schrecken geht
24 
Und daß ihr Reich zu Ende.
 
25 
Sie hatten sicher sich gewähnt;
26 
Sie dachten heimlich: „Michel gähnt –
27 
Da heißt es rüstig schaffen;
28 
Da heißt es für den wachen Mann,
29 
So viel er irgend mag und kann,
30 
Erobern und erraffen.“
 
31 
Sie haben reinen Tisch gemacht,
32 
Der Michel aber ist erwacht
33 
Und sah ihr Thun verstohlen;
34 
Dann rief er aus voll Zorn und Groll:
35 
„Für solche saubre Arbeit soll
36 
Euch der und jener holen!“
 
37 
Er ist ein gar geduldig Lamm
38 
Und von dem alten großen Stamm
39 
Das sanfteste auf Erden;
40 
Doch selber er, der duldend schweigt,
41 
Kann schließlich, wie Figura zeigt,
42 
Recht ungemüthlich werden.
 
43 
Und als er muthig fern und nah
44 
Der Lüge Schanzen stürmen sah
45 
Die treuen alten Streiter,
46 
Da griff er freudig zum Gewehr,
47 
Da zog in Reih’n und Rotten er
48 
Zum Sturm gefaßt und heiter.
 
49 
Und als die Schlacht vorüber war
50 
Am zwanzigsten des Februar,
51 
Dem Tage reich an Thaten,
52 
Da war zerschlagen das Kartell,
53 
Da ging ein Jubelrufen hell
54 
Durch Heer der Demokraten.
 
55 
Wem aber ward zu Deutschlands Heil
56 
Die Ehre ungekürzt zu Theil,
57 
Die Zeche zu bezahlen?
58 
Dem stolzen Garde-Regiment,
59 
Das nach dem Kanzler sich benennt,
60 
Den braven Liberalen!
 
61 
Sie liegen allwärts dicht gesät,
62 
Wohin auch unser Auge späht,
63 
Besorgt und aufgehoben.
64 
Wir aber wollen dieses Jahr,
65 
Den zwanzigsten des Februar,
66 
Aus tiefster Seele loben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (28.2 KB)

Details zum Gedicht „Zur Erinnerung“

Anzahl Strophen
11
Anzahl Verse
66
Anzahl Wörter
334
Entstehungsjahr
1893
Epoche
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Rudolf Lavant, ein deutscher Autor, der von 1844 bis 1915 lebte. Das Datum der Veröffentlichung ist nicht gegeben, allerdings kann es aufgrund des Lebensdatums des Autors dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert zugeschrieben werden.

Auf den ersten Blick wird deutlich, dass das Gedicht eine starke Betonung auf einen metaphorischen Kampf legt, den das lyrische Ich als historisches Ereignis feiert.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um den zwanzigsten Februar, der als ein Datum der bedeutenden historischen Bedeutung dargestellt wird. Der Sprecher beschreibt einen entscheidenden Sieg des Volkes, das sich gegen seine Gegner erhob, welche durch Lug und Trug versuchten, ihre Macht aufrechtzuerhalten. Der Sprecher bezieht sich auf eine stürmische Auseinandersetzung, die in einem siegreichen Triumph für das Volk endete und als ein glorreiches Ereignis in Erinnerung bleiben wird.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts ist es in elf Strophen organisiert, wobei jede Strophe aus sechs Versen besteht. Dies verleiht dem Gedicht eine gleichmäßige, rhythmische Struktur, die das Lesen erleichtert und zum Fluss des Gedichts beiträgt. Die Sprache des Gedichts ist grundsätzlich einfach und direkt, mit klaren Bildern und lebhaften Darstellungen des metaphorischen Kampfes. Es gibt jedoch auch einige archaische Ausdrücke und Formulierungen, die wahrscheinlich zur poetischen Wirkung und zum historischen Kontext des Gedichts beitragen.

Im Allgemeinen vermittelt das Gedicht eine Botschaft des Triumphs und der Gerechtigkeit, indem es das Ereignis eines Sieges des Volkes gegen seine Unterdrücker feiert. Es betont die Macht und Entschlossenheit des Volkes und die Bedeutung von historischen Ereignissen und Errungenschaften für die nationale Identität und das kollektive Gedächtnis.

Weitere Informationen

Rudolf Lavant ist der Autor des Gedichtes „Zur Erinnerung“. Geboren wurde Lavant im Jahr 1844 in Leipzig. Im Jahr 1893 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Stuttgart. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 66 Versen mit insgesamt 11 Strophen und umfasst dabei 334 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rudolf Lavant sind „An Herrn Crispi“, „An das Jahr“ und „An den Herrn Minister Herrfurth Exzellenz“. Zum Autor des Gedichtes „Zur Erinnerung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 96 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Rudolf Lavant (Infos zum Autor)

Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.