Zum Schwimmen von Joachim Ringelnatz

Die Brüder

Plumps! Nun liegst du endlich drin,
Nun hat es wirklich nicht mehr Sinn,
Noch länger den Denker und Dichter zu mimen.
Sonst gibt’s mal was mit dem ledernen Riemen!
 
Lacht mal den Onkel aus, ihr Kinder!
Wißt ihr’s?
Das ist der Erfinder
Des drahtlosen Schwebeklistiers,
 
Der Panslapopel, der große Mann!
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Wie Seidenpapier liegt die Hose an.
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Der Doktor phil. und der Doktor jur. – –
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Ja, pruste du nur!
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Wie eifrig du spuckst
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Und das Gespuckte noch einmal verschluckst.
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Du „Autor“ von „Das Leben von Stosch!“ –
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Eine Qualle bist du, ein schleimiger Frosch,
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Ein wulstiger, schwulstiger, schwappliger, nasser.
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Und willst der Verfasser
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Der Biographie sein!
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Ziehe das Knie ein!
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Nach auswärts die Beine!
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Du Stubenhocker!
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Hier sind ein paar Steine
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Am Ufer recht locker. – –
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Sieht aus wie Blaukraut mit Sommersprossen.
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Na? Eins, zwei, drei – vier, fünf, die Hände geschlossen!
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Und: eins, zwei, drei – vier, fünf; noch besser, viel besser!
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Ich werde dir was von wegen Professor!
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Los: eins, zwei, drei – vier, fünf. Du Schlumpsack, nur weiter!
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Wird’s? Eins, zwei, drei – vier, fünf. Nun ’ran an die Leiter!
31 
Du ausgeschwängertes Schwielenschwein!
32 
Ein Wort – und ich stoße dich nochmals hinein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Zum Schwimmen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
189
Entstehungsjahr
1923
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Joachim Ringelnatz, der zwischen 1883 und 1934 lebte. Damit lässt es sich dem literarischen Zeitalter der Moderne zuordnen.

Beim ersten Eindruck erscheint das Gedicht wie eine äußerst humorvolle, teils aber auch beleidigend wirkende Anleitung oder Aufforderung zum Schwimmen. Obwohl sich der Text durch seine Absurdität und teilweise Grobheit von vielen traditionellen Gedichten unterscheidet, ist er dennoch faszinierend und einprägsam.

Inhaltlich schildert das lyrische Ich, wie jemand (vermutlich ein Mann) zum Baden ins Wasser geworfen wird. Es wird auf eine ironische Art und Weise über sein Aussehen und seine Begabung Kunden gemacht. Dabei scheint der Angesprochene jemand zu sein, der mehr Zeit mit intellektuellen Tätigkeiten als mit körperlichen Aktivitäten verbringt („Denker und Dichter“, „Doktor phil. und Doktor jur.“, „Autor“). Allerdings scheint das lyrische Ich den Erfolg des Angesprochenen in diesen Bereichen in Frage zu stellen. Die konkrete Identität des Angesprochenen bleibt eine offene Frage, sodass es möglich ist, dass das lyrische Ich allgemeinere Aussagen über gesellschaftliche Spott gegenüber Außenseitern und intellektuellen Personen zu machen scheint.

Formal weist das Gedicht keinen klassischen Aufbau auf und ist in freien Versen geschrieben, die teilweise recht lange Zeilen enthalten. Der konsequente Endreim ist in diesem Gedicht ebenfalls nicht vorhanden.

Die Sprache des Gedichts zeichnet sich durch ihren direkten und volkstümlichen Ton aus. Es fehlt die typische Lyrik-Vokabel und wird durch eine Sprache ersetzt, die der Umgangssprache ähnelt und somit eine humorvolle und unterhaltsame Atmosphäre schafft. Die zahlreichen Metaphern und Bilder, die sich auf das Schwimmen beziehen, erhöhen die Visualität des Gedichts. Durch die abwertende und spöttische Charakterisierung des Angesprochenen entsteht eine satirische Wirkung.

Schließlich lässt sich sagen, dass Ringelnatz in diesem Gedicht mit klassischen Formen der Lyrik bricht und auf humorvolle und teilweise beleidigende Weise eine Szene schildert, in der eine gesellschaftliche Außenseiterfigur zum Schwimmen aufgefordert wird. Obwohl der genaue Kontext und Hintergrund für den heutigen Leser vielleicht nicht sofort klar ist, trägt die humorvolle Darstellung dennoch dazu bei, den Text zugänglich und unterhaltsam zu machen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Zum Schwimmen“ des Autors Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Im Jahr 1923 ist das Gedicht entstanden. München ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 189 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Zum Schwimmen“ weitere 560 Gedichte vor.

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