Zu Ida’s Hochzeit von Theodor Fontane

Ida! es knüpft manch’ schöne Sage
Sich an dies Wort, aus frühster Zeit,
Und bis an’s Ende aller Tage
Lieh ihm Homer Unsterblichkeit.
Berg Ida war’s, wo fleiß’ge Bienen
Den Götterhonig einst gezeugt,
Mit dem der Nymphen treues Dienen
Den Zeus, den jungen, groß gesäugt.
 
Und Ida war’s, zu dessen Füßen
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Der schöne Sohn des Priam’s schlief,
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Als ihn aus Träumen, liebesüßen,
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Ein Götterstreit in’s Wachen rief;
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Vor ihm, (Minerven im Geleite)
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Den Erisapfel in der Hand,
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Stand Juno, – aber still zur Seite
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Die siegessichre Venus stand.
 
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Und Juno sprach: „holdsel’ger Knabe,
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Du, dem an Schönheit Keiner gleicht,
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Du sei’s, der diese goldne Gabe
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Der Schönsten von uns Dreien reicht.“
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Sie sprach’s; und Paris ohne Schwanken
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Nahm hin das Pfand in guter Ruh,
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Und warf es, anmuthvoll, der schlanken
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Der meerentstiegnen Venus zu.
 
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So war’s vordem. Jetzt freilich schweigen
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Die Himmel tiefer wie das Grab,
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Und keine Götterkinder steigen
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Mehr vom Olymp zu uns herab;
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Doch guten Klang, traun wie vor Zeiten,
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Hat immer noch was „Ida“ heißt,
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Zumal wenn es den Eingeweihten
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Mit süßem Götterhonig speist.
 
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Und immer noch zu Ida’s Füßen
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Streckt sich manch’ Schäfer auf die Trift,
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Wenn keine Göttin auch, mit Grüßen,
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Die blauen Lüfte mehr durchschifft.
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Die Schäfer unsrer Tage werden
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Um den Olymp nicht kalt nicht heiß,
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Sie reichen ihrem Gott auf Erden,
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An Ida selber ihren Preis.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Zu Ida’s Hochzeit“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
235
Entstehungsjahr
1851
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Zu Ida’s Hochzeit“ wurde von Theodor Fontane verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Schriftsteller des Realismus im 19. Jahrhundert.

Bei dem Gedicht von Fontane handelt es sich um eine Liebeserklärung an eine Frau namens Ida, die zu ihrer Hochzeit gewidmet ist. Bereits beim ersten Lesen fällt auf, dass das lyrische Ich mythologische Ereignisse und Personen heranzieht, um seine Zuneigung für Ida zu unterstreichen. Ausgehend davon zählt er eine Reihe von in der griechischen Mythologie verankerten Erzählungen auf, die sich alle um den Namen oder Ort 'Ida' drehen, wie Homer, Zeus und Venus.

Aus inhaltlicher Perspektive zeigt Fontane in vier ineinander verflochtenen Erzählsträngen verschiedene Aspekte von Ida auf, beginnend mit ihrer Herkunft aus der mythologischen Tradition, über ihre Rolle als Objekt göttlicher Leidenschaften, bis hin zu ihrer gegenwärtigen Bedeutung. Durch den Verweis auf die vorherrschende Stille, die nach dem Verschwinden der Götter eingetreten ist, suggeriert das lyrische Ich, dass die wahre Bedeutung und Schönheit Idas immer noch bestehen, auch wenn sie nicht mehr in göttlicher Form vorliegt.

In Bezug auf die Form des Gedichts handelt es sich um fünf achtzeilige Strophen, die jeweils aus vier jambischen Tetrametern bestehen. Der Reimschema ist abab. Die Sprache des Gedichts weist eine hohe Bildlichkeit auf, die durch den Einsatz von Metaphern unterstrichen wird, um die Schönheit und Bedeutung Idas hervorzuheben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fontanes Gedicht „Zu Ida’s Hochzeit“ eine Hommage an eine verehrte Frau ist, die er durch die Verwendung von mythologischen Referenzen und bildhafter Sprache idealisiert. Dabei steht der Name Ida als Symbol für Schönheit und Begehren. Dabei wird sie nicht nur als ideale Frau, sondern auch als ortsgebundene Gottheit präsentiert.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Zu Ida’s Hochzeit“ ist Theodor Fontane. 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1851. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Realismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 235 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Theodor Fontane sind „An meinem Fünfundsiebzigsten“, „Auf der Treppe von Sanssouci“ und „Ausgang“. Zum Autor des Gedichtes „Zu Ida’s Hochzeit“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.

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