Zu Amsterdam von Klabund

Zu Amsterdam bin ich geboren,
meine Mutter war ein Mädchen ums Geld.
Mein Vater hat ihr die Ehe geschworen,
war aber weit gefehlt.
 
In einer dunklen Gasse,
sah ich zum erstenmal das Sonnenlicht.
Ich wollte es mit meinen Händen fassen,
und konnt’ es aber nicht.
 
Ein junger Mann kam eines Tages,
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und küßte mich und rief mich seinen Schatz.
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Sie legten bald ihn in den Schragen,
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ein anderer nahm seinen Platz.
 
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Wir sind im Frühling durch den Wald gegangen
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und sahen Hirsch und Reh.
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Die Bäume blühten und die Vögel sangen,
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vierblättrig stand der Klee.
 
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Ein jeder hat mir Treu’ in Ewigkeit geschworen,
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war aber weit gefehlt.
19 
Zu Amsterdam hab’ ich mein’ Ehr’ verloren,
20 
ich bin ein Mädchen um’s Geld.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Zu Amsterdam“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
121
Entstehungsjahr
1927
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zu Amsterdam“ wurde von Alfred Henschke, bekannt unter seinem Pseudonym Klabund, geschrieben, der in den Jahren 1890 bis 1928 lebte. Damit lässt sich das Gedicht in die Epoche des Expressionismus einordnen.

Einen ersten Eindruck des Gedichtes kann man als schmerzvoll und resigniert beschreiben. Es erzählt die tragische Lebensgeschichte einer Frau, die ihre Würde und Ehre in der Gesellschaft verloren hat. Sie erzählt von ihrer Geburt in Amsterdam, ihrer Herkunft aus einer Familie, in der ihre Mutter eine Prostituierte war und ihr Vater trotz Eheversprechen nicht da war. Weiter schildert sie ihre eigenen Erfahrungen mit der Liebe und Enttäuschung durch Männer.

Inhaltlich geht es in diesem Gedicht um das triste und hoffnungslose Leben des lyrischen Ichs, das in der Prostitution endet. Sie scheint sich nach Liebe und Geborgenheit zu sehnen („Ein junger Mann kam eines Tages, und küsste mich und rief mich seinen Schatz“), wird aber immer wieder enttäuscht („Ein jeder hat mir Treu’ in Ewigkeit geschworen, war aber weit gefehlt.“). Der Verlust ihrer Ehre ist sowohl real als auch symbolisch für ihren gesellschaftlichen Status zu deuten.

Bezüglich der Sprache ist Klabunds Gedicht einfach und direkt. Die Ausdrücke sind klar und sorgen für leichtes Verständnis beim Lesen. Die sprachliche Gestaltung ist schlicht und schnörkellos, was den trostlosen und harten Inhalt unterstreicht. Formal ist das Gedicht in fünf Strophen unterteilt, jede davon besteht aus vier Versen. Die Reimstruktur ist durchgehend abab, was einen gleichmäßigen, melodischen Fluss erzeugt. Dennoch ist der Inhalt des Gedichts von melancholischen und pessimistischen Tönen geprägt, was einen starken Kontrast zur harmonischen Form bildet und das tragische Schicksal der Protagonistin noch schmerzhafter wirken lässt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Zu Amsterdam“ ist Klabund. Im Jahr 1890 wurde Klabund in Crossen an der Oder geboren. Im Jahr 1927 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zu. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 121 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Berliner Mittelstandsbegräbnis“, „Berliner in Italien“ und „Blumentag“. Zum Autor des Gedichtes „Zu Amsterdam“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 139 Gedichte vor.

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