Auf einem Grabe von Johann Peter Hebel
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Schlof wohl, schlof wohl im chüele Bett! |
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De ligsch zwor hert uf Sand und Chies; |
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doch spürts di müede Rucke nit. |
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Schlof sanft und wohl! |
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Und ’s Deckbett lit der, dick und schwer |
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in d’ Höcht gschüttlet, uffem Herz; |
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Doch schlofsch im Friede, ’s druckt di nit. |
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Schlof sanft und wohl! |
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De schlofsch und hörsch mi Bhütdi Gott, |
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de hörsch mi sehnli Chlage nit. |
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Wärs besser, wenn de ’s höre chönntsch? |
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Nei, weger nei! |
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O ’s isch der wohl, es isch der wohl! |
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Und wenni numme by der wär, |
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se wär scho alles recht und gut. |
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Mer toltenis! |
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De schlofsch und achtisch ’s Unrueih nit |
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in Chilche-Thurn di langi Nacht, |
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und wenn der Wächter Zwölfi rüeft |
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im stille Dorf. |
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Und wenns am schwarze Himmel blitzt, |
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und Gwülch an Gwülch im Donner chracht |
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se fahrtder ’s Wetter über’s Grab, |
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und weckt di nit. |
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Und was di früeih im Morgeroth |
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bis spot in d’Mittnacht bchümmert het, |
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Gottlob, es ficht di nümmen a |
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im stille Grab. |
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Es isch der wohl, o ’s isch der wohl! |
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und alles was de glitte hesch, |
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Gottlob und Dank, im chüele Grund |
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thuts nümme weh. |
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Drum, wenni numme by der wär, |
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se wär io alles recht und gut; |
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iez sitzi do, und weiß kei Trost |
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mi’m tiefe Schmerz. |
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Doch öbbe bald, wenns Gottswill isch, |
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se chunnt mi Samstig z’oben au, |
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und druf, se grabt der Nochber Chlaus |
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mir au ne Bett. |
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und wenni lig, und nümme schnuuf, |
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und wenn sie ’s Schloflied gsunge hen, |
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se schüttle sie mer ’s Deckbett uf, |
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und – Bhütdi Gott! |
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I schlof derno so sanft wie du, |
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und hör’ im Chilch-Thurn ’s Unrueih nit! |
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mer schlofe, bis am Sunntig früeih |
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der Morge thaut. |
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Und wenn emol der Sunntig tagt, |
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und d’Engel singe ’s Morgelied, |
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se stöhn mer mit enanderno uf, |
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erquickt und gsund. |
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Und ’s stoht e neui Chilche do, |
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hel funklet sie im Morgeroth. |
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Mer göhn, und singen am Altar |
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’s Hallelujah! |
Details zum Gedicht „Auf einem Grabe“
Johann Peter Hebel
14
56
324
1803
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Auf einem Grabe“ stammt von dem Dichter Johann Peter Hebel, der von 1760 bis 1826 lebte. Es lässt sich demnach zeitlich in die Epoche der Weimarer Klassik bzw. Romantik einordnen.
Im ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht in einer regionalen Mundart, vermutlich Alemannisch, verfasst ist, was dem Text eine besondere, volksnahe Atmosphäre verleiht. Es ist formell in 14 Strophen zu je vier Versen aufgeteilt.
Der Inhalt wird aus der Perspektive des lyrischen Ichs erzählt, das sich zu einem Grab hinwendet und den dort Ruhenden anspricht. Es betont, wie friedlich der Verstorbene nun ruht, unberührt von den Unruhen und Nöten des Lebens. Ebenso ist er unbeeindruckt von Wetterphänomenen oder der Uhrzeit. Dem lyrischen Ich scheint diese Ruhe beneidenswert, und es mit der Aussage „Wenn ich nur bei dir wäre“ wird das Verlangen verdeutlicht, ebenfalls diese endgültige Ruhe zu finden. Es zeigt, dass das lyrische Ich selbst unter tiefer Trauer und Schmerzen leidet.
Bezüglich der Form und Sprache ist das Gedicht in freien Versen abgefasst, die keine strengen Reime oder ein festes Metrum aufweisen. Der Gebrauch der regionalen Mundart trägt zur lebendigen, authentischen Atmosphäre bei und unterstreicht wohl die Nähe zum Tod und die Realität dieses Zustands.
Gleichzeitig lässt sich durch die Wortwahl und die wiederholten Wohlwünsche („Schlaf sanft und wohl!“) eine besondere Zärtlichkeit und Fürsorge des Sprechenden für den Verstorbenen erkennen. Gleichzeitig betont das Gedicht die endgültige Trennung, die der Tod mit sich bringt und die Unmöglichkeit des Verstorbenen, auf die Aussagen und Gefühle des Sprechenden zu reagieren.
Die letzten Strophen des Gedichts nehmen eine wendung und bringen ein hoffnungsvolles Element ein, indem sie die Vorstellung der Auferstehung und eines Lebens nach dem Tod einführen. Hier wird das Bild einer neuen Kirche gemalt, in der die beiden gemeinsam singen. Dies fügt eine religiöse Dimension hinzu und deutet auf die christliche Hoffnung auf das ewige Leben nach dem Tod hin.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Hebels Gedicht „Auf einem Grabe“ das Motiv der endgültigen Ruhe des Todes aufgreift und dieses aus der Perspektive einer trauernden, leidenden Person ergreifend darstellt. Gleichzeitig bietet es durch den Übergang zur Hoffnung auf Auferstehung und ewiges Leben einen optimistischen Ausblick und vermittelt damit eine tiefe, christlich geprägte Auseinandersetzung mit dem Tod.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Auf einem Grabe“ des Autors Johann Peter Hebel. Geboren wurde Hebel im Jahr 1760 in Basel. Im Jahr 1803 ist das Gedicht entstanden. In Karlsruhe ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik oder Romantik zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 324 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 56 Versen mit insgesamt 14 Strophen. Weitere Werke des Dichters Johann Peter Hebel sind „Der Käfer“, „Der Mann im Mond“ und „Der Morgen-Stern“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Auf einem Grabe“ weitere 60 Gedichte vor.
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Zum Autor Johann Peter Hebel sind auf abi-pur.de 60 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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