Zeitversprengte Freunde von Joachim Ringelnatz
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Wir Freunde auf einen Faden gereiht, |
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Es kam nicht so, wie wir wollten. |
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Denn unsere Kette riß mit der Zeit, |
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Und wir rollten. |
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Von allen Winden zerstreut und gehetzt, |
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Verschliffen und vewittert, |
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Meinten wir schon: wir würden zuletzt |
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Sterben total verbittert. |
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Doch unser Trauern lernte Geduld |
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Und lächelt nun ruhig ins Neue. |
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Wir glauben an unsere eigene Schuld |
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Und an die Vergeltung für Treue. |
Details zum Gedicht „Zeitversprengte Freunde“
Joachim Ringelnatz
3
12
64
1932
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Zeitversprengte Freunde“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt zwischen 1883 und 1934, lebte.
Beim ersten Eindruck erweckt das Gedicht eine melancholische Stimmung. Es scheint, als würde der Dichter über eine verlorene Freundschaft und die damit verbundenen Gefühle nachdenken und reflektieren.
Ringelnatz beschreibt, wie eine Gruppe von Freunden, die einmal eng verbunden waren („Wir Freunde auf einen Faden gereiht“), sich mit der Zeit auseinanderlebte („Denn unsere Kette riß mit der Zeit, / Und wir rollten“). Dies ohne möglicherweise ohne Wunsch oder Kontrolle ihrerseits („Es kam nicht so, wie wir wollten.“) Die Folgen dieses Zerfalls sind deutlich sichtbar: Sie wurden von „allen Winden zerstreut und gehetzt“, sie wurden abgenutzt und von der Witterung zersetzt - metaphern für die Härten des Lebens und den effekt der Zeit.
Trotz des Schmerzes und der scheinbar bitteren Aussicht auf Tod („Sterben total verbittert“) entwickeln die Freunde Geduld („Doch unser Trauern lernte Geduld „) und finden schließlich Akzeptanz in ihrem Schicksal. Sie glauben an ihre eigene Schuld und hoffen auf Vergeltung für ihre Treue, was eine gewisse Wertschätzung für Verantwortung, Reue und Hoffnung auf Gerechtigkeit enthüllt.
Das Gedicht ist in drei Vierzeilen-Strophen strukturiert, was eine einfache, klare Form bietet und den Inhalt prägnant und lebendig darstellt. Ringelnatz verwendet eine einfache, unverschnörkelte Sprache, die die Emotionen und Bilder schnell und direkt ins Bewusstsein des Lesers bringt. Sein Stil ist geprägt vom Einsatz von Metaphern und bildhaften Vergleichen, die das Verständnis der Botschaft erleichtern und vertiefen.
Insgesamt ist „Zeitversprengte Freunde“ ein ergriffenes und tiefgründiges Gedicht, das die Bedeutung von Freundschaft und den Schmerz des Verlustes eindrucksvoll thematisiert. Dabei wird auch die akzeptanz der eigenen Fehlbarkeit und Hoffnung auf Gerechtigkeit betont. Es ist somit als Reflexion über die Vergänglichkeit, aber auch die menschliche Fähigkeit zu Anpassung und Hoffnung zu verstehen.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Zeitversprengte Freunde“ des Autors Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1932. Erschienen ist der Text in Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 64 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Zeitversprengte Freunde“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
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