Zehn Mark, my dear von Joachim Ringelnatz

Heusinger war heute bei mir.
Ob ich morgen mit zum Rennen käme,
Weil doch wiedermal sein Pferd My Dear
An dem Derby teilnehme.
 
Das dumme Tier My Dear
Ist noch gar nicht hier.
Aber es kommt vielleicht,
Abgeschickt ist es;
Hat aber noch nie ein Ziel erreicht.
 
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Den ganzen Tag frißt es.
 
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Selten steht es.
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Meistens liegt es.
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Ganz langsam geht es,
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Es sei denn: man schiebt es,
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Oder wenn es Hafer sieht, dann fliegt es.
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Niemals aber, niemals siegt es.
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So ein Pferd! Und so was gibt es!
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Heusinger natürlich liebt es.
 
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X-Beine hat’s
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Und sieht aus wie ungeboren.
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Fünf Mark Sieg und fünf Mark Platz
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Hab’ ich Rindvieh an dem Roß verloren.
 
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Niemals wieder werde
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Ich bei einem Rennen
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Wetten, ohne Pferde
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Vorher ganz genau zu kennen.
 
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Stelle dir doch einmal vor:
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Zehn Mark Leberkäse! Zehn Mark Bier!
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Oder sonstwas, was ich an My Dear
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Sozusagen Knall und Fall verlor.
 
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Nein, man soll nicht aufs Geratewohl riskieren.
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Dann schon lieber in der Lotterie
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Was gewinnen, als um solch ein Vieh
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Auf betrügerische Art sein Geld verlieren.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Zehn Mark, my dear“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
34
Anzahl Wörter
179
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

„Zehn Mark, my dear“ ist ein Gedicht von Joachim Ringelnatz, einem deutschsprachigen Schriftsteller und Kabarettisten, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte.

Auf den ersten Blick hat das Gedicht einen lautmalerisch spaßigen und humorvollen Klang, was typisch für das Schaffen von Ringelnatz ist, der für seine komischen und sarkastischen Verse bekannt ist.

Inhaltlich geht es um eine Anekdote aus dem Leben des lyrischen Ichs. Dieses erzählt von seiner Begegnung mit Heusinger, der ihn zu einem Pferderennen einlädt. Sein Pferd „My Dear“ nimmt am Derby teil. Es wird allerdings schnell deutlich, dass „My Dear“ ein sehr ungewöhnliches und wohl eher erfolgloses Pferd ist. Es liegt meistens, isst den ganzen Tag und zeigt nur Aktivität, wenn es Hafer sieht. Trotzdem liebt Heusinger sein Pferd. Das lyrische Ich erzählt, dass es Geld auf das Pferd gesetzt und natürlich verloren hat. Es zeigt sich entschlossen, in Zukunft besser aufzupassen und sein Geld nicht mehr leichtfertig zu riskieren.

Vom Inhalt her lässt sich also sagen, dass das lyrische Ich auf humorvolle Weise seine Naivität und Leichtgläubigkeit thematisiert, aber auch eine Kritik an der Glücksspielpraxis und der Ausnutzung von Tieren für den Sport ausdrückt.

Das Gedicht besteht aus acht Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl und hat keinen starren Reim- oder Rhythmusplan. Die Sprache ist sehr bildhaft, aber dennoch alltagstauglich und leicht zugänglich, passend zum humorvollen, teils sarkastischen Ton des Gedichts. Die Sprache dient in erster Linie dazu, das absurde Bild von „My Dear“ zu zeichnen und die Botschaft des Gedichts wirksam zu vermitteln. Es gibt dabei viele humoristische Elemente und Wortspiele, was typisch für Ringelnatz' Schreibstil ist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Zehn Mark, my dear“ des Autors Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1928 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 179 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 34 Versen. Die Gedichte „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Zehn Mark, my dear“ weitere 560 Gedichte vor.

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