Würd’ es mir fehlen, würd’ ich’s vermissen? von Theodor Fontane

Heut’ früh, nach gut durchschlafener Nacht,
Bin ich wieder aufgewacht.
Ich setzte mich an den Frühstückstisch,
Der Kaffee war warm, die Semmel war frisch,
Ich habe die Morgenzeitung gelesen
(Es sind wieder Avancements gewesen).
Ich trat ans Fenster, ich sah hinunter,
Es trabte wieder, es klingelte munter,
Eine Schürze (beim Schlächter) hing über dem Stuhle,
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Kleine Mädchen gingen nach der Schule —
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Alles war freundlich, alles war nett,
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Aber wenn ich weiter geschlafen hätt’
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Und tät’ von alledem nichts wissen,
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Würd’ es mir fehlen, würd’ ich’s vermissen?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Würd’ es mir fehlen, würd’ ich’s vermissen?“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
87
Entstehungsjahr
1895
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von dem deutschen Schriftsteller Theodor Fontane, der von 1819 bis 1898 lebte, und somit in das 19. Jahrhundert einzuordnen ist.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen eher heiteren, beinahe nostalgisch-entspannten Eindruck. Es fällt auf, dass es sehr alltäglich und realitätsnah erscheint. Der Autor schildert einen ganz normalen Morgen, der mit dem Aufwachen, dem Frühstücken und dem Blick aus dem Fenster beschrieben wird.

Der Inhalt des Gedichts ist auf den ersten Blick simpel: Das lyrische Ich durchlebt die tägliche Routine eines scheinbar normalen Morgens. Es beschreibt den Tag, der mit einer guten Nacht beginnt, dem Erwachen, dem Frühstück mit Kaffee und frischen Brötchen und der Lektüre der Zeitung. Anschließend beschreibt es den Blick aus dem Fenster hinunter auf die Straße, wo tägliches Leben stattfindet: Der Schlachter hat eine Schürze an einen Stuhl gehängt, Kinder gehen zur Schule. Das lyrische Ich stellt eine Frage, der das Gedicht seinen Ausklang und seinen Titel gibt: Würde es all das vermissen, wenn es es nicht wüsste?

Die Frage, die das lyrische Ich stellt, regt zum Nachdenken an. Dies könnte darauf hinweisen, dass das Ich nach der Bedeutung der alltäglichen Routine sucht. Es hinterfragt den Wert und die Bedeutsamkeit dieser alltäglichen Szenen und wie diese das eigene Leben prägen oder ihm Bedeutung und Wert geben. Es scheint, als ob das lyrische Ich zwar die täglichen Ereignisse als schön und angenehm beschreibt, aber nicht sicher ist, ob es diese wirklich benötigt, um glücklich oder zufrieden zu sein - oder ob es diese womöglich nicht wahrnimmt und daher auch nicht vermisst.

Die Form des Gedichts ist geprägt durch den einfachen, nahezu prosaischen Sprachstil. Dieser passt gut zu dem alltäglichen Thema und den beschriebenen Szenen. Die Verse sind leicht verständlich und in einem ruhigen Rhythmus geschrieben, was das angenehme, friedliche Bild des Morgens unterstreicht.

Die Sprache des Gedichts ist schlicht und konkret, sodass der Leser die beschriebenen Szenen leicht vor seinem inneren Auge sehen kann. Interessant ist auch die Verwendung der Klammer in Vers 6, die eine Art Einschub darstellt und dazu beiträgt, die alltägliche Atmosphäre des Gedichts zu erzeugen. Gleichzeitig verleiht sie dem Gedicht einen leicht ironischen Unterton und zeigt die Skepsis des lyrischen Ichs gegenüber dem beschriebenen Alltag.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Theodor Fontane mit diesem Gedicht die Frage nach der Bedeutung des Alltags und seiner Routinen stellt und den Leser dazu anregt, über den Wert seiner eigenen täglichen Gewohnheiten nachzudenken.

Weitere Informationen

Theodor Fontane ist der Autor des Gedichtes „Würd’ es mir fehlen, würd’ ich’s vermissen?“. Im Jahr 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1895 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Frankfurt/Main. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 87 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „An Emilie“, „An Lischen“ und „An Marie“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Würd’ es mir fehlen, würd’ ich’s vermissen?“ weitere 214 Gedichte vor.

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