Wunsch von Theodor Fontane

Ich wollte, daß in Sturmesnacht
Die Mutter mich zur Welt gebracht,
Daß auf das Blitzen rings umher
Mein erster Blick gefallen wär’.
 
Ich wollte, daß sie nackt und bloß
Gebettet mich in Laub und Moos,
Daß Sturm und Donner um die Wett’
Mein Wiegenlied gesungen hätt’.
 
Ich wollte, daß der Hirsch im Tann
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Mein Spielgenoß als Knabe dann,
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Daß, über mir, der Sterne Heer
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Die Bibel mein gewesen wär’.
 
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Das Auge hell, im Arme Mark,
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Frisch wie der Quell, wie Eichen stark,
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So wär’ ich in das Leben dann
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Getreten als ein ganzer Mann.
 
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Im Busen lebte mir die Kraft,
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Die Thaten statt der Lieder schafft,
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Nicht länger säß der gute Will’
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Im Winkel drinnen, fromm und still.
 
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O wär’ ich stark! nah ist der Streit,
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Und ganze Männer heischt die Zeit; –
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Ich wollte, daß in Sturmesnacht
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Die Mutter mich zur Welt gebracht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Wunsch“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
143
Entstehungsjahr
1851
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht stammt von Theodor Fontane, einem der bedeutendsten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts in Deutschland, der in der Epoche des Realismus lebte.

Schon beim ersten Lesen entsteht der Eindruck eines lauten und wilden Bildes des Lebens. Das Gedicht zeugt von einem ausgeprägten Wunsch nach Stärke, Wildheit und Unabhängigkeit. Mit der Natur als mächtiger Kulisse stellt das lyrische Ich seine tiefen Wünsche und Verlangen dar. Das Gedicht ist eine Reflexion darüber, wie das lyrische Ich sein Leben, seine Geburt und sein Wachstum anders gewünscht hätte.

Von Anfang bis Ende bleibt die zentrale Idee des Gedichts: es handelt von einem Wunsch. Der Dichter wünscht, dass er unter rauen und natürlichen Bedingungen geboren und erzogen worden wäre, und er glaubt, dass dies ihn zu einem stärkeren und ganzen Mann machen würde. Er wünscht sich eine naturnahe, wildere Kindheit und Jugend mit Erfahrungen und Herausforderungen, die seine Stärke hervorbringen und ermöglichen, dass er ein ganzer Mann wird.

Die Struktur des Gedichts ist geprägt von sechsmal vier Versen, also Quatrinen. Bestehend aus insgesamt 24 Versen, folgen alle Strophen einem einheitlichen Reimschema, d.h. Kreuzreim (abab). Die Sprache des Gedichts ist formell und hat einen stark lyrischen Charakter mit bildhaften, starken Vergleichen und Metaphern. Es wird auf Worte und Konzepte zurückgegriffen, die die Nähe zur Natur (Sturm, Donner, Hirsch, Sterne, etc.) stark betonen und metaphysische Verbindung zur Erde und zum Universum darstellen.

Insgesamt, verkörpert „Wunsch“ von Theodor Fontane einen dynamischen Geist und eine tiefe Sehnsucht nach Stärke und Wildheit. Es handelt sich um ein kraftvolles, introspektives Gedicht, das den Wunsch des lyrischen Ichs offenbart, mehr vom Leben und von sich selbst zu verlangen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Wunsch“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Theodor Fontane. Der Autor Theodor Fontane wurde 1819 in Neuruppin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1851 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 143 Worte. Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „Alles still!“, „Am Jahrestag“ und „An Bettina“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wunsch“ weitere 214 Gedichte vor.

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