Wort-Kunst von Christian Morgenstern

Palma Kunkel spricht auch. O gewiß.
Freilich nicht wie Volk der Finsternis.
 
Nicht von Worten kollernd wie ein Bronnen,
niemals nachwärts-, immer vorbesonnen.
 
Völlig fremd den hilflos vielen Schällen,
fragt sie nur in wirklich großen Fällen.
 
Fragt den Zwergen niemals, nur den Riesen,
und auch nicht, wie es ihm gehe, diesen.
 
Nicht vom Wetter spricht sie, nicht vom Schneider,
10 
höchstens von den Grundproblemen beider.
 
11 
Und so bleibt sie jung und unverbraucht,
12 
weil ihr Odem nicht wie Dunst verraucht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Wort-Kunst“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
78
Entstehungsjahr
1906
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wort-Kunst“ wurde von Christian Morgenstern verfasst, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der zwischen 1871 und 1914 lebte. Seine Texte finden sich im Übergang vom Realismus zur Moderne und zeichnen sich durch ihre humoristische und philosophische Vielseitigkeit aus.

„Wort-Kunst“ hinterlässt auf den ersten Blick einen eher rätselhaften Eindruck. Es geht um die Figur „Palma Kunkel“, die offenbar eine besondere Art des Sprechens und Kommunizierens hat.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht, dass Palma Kunkel zwar spricht, aber nicht so wie die Masse. Sie spricht nicht nur um zu sprechen („nicht von Worten kollernd wie ein Bronnen“), sondern wählt ihre Worte bedacht („immer vorbesonnen“). Ihre Kommunikation ist zielgerichtet und bedacht („fragt sie nur in wirklich großen Fällen“). Sie beschäftigt sich nicht mit Kleinigkeiten, sondern nur mit wirklich wesentlichen Dingen („fragt den Zwergen niemals, nur den Riesen“). Dabei verzichtet sie auf oberflächlichen Small Talk („Nicht vom Wetter spricht sie, nicht vom Schneider“) und konzentriert sich eher auf die tieferen Themen („höchstens von den Grundproblemen beider“). Aufgrund dieser Art zu kommunizieren bleibt sie für das lyrische Ich „jung und unverbraucht“, da ihre Worte Substanz haben und nicht in Belanglosigkeit verpuffen („weil ihr Odem nicht wie Dunst verraucht“).

Das Gedicht besteht aus sechs Strophen und liegt in einem Zweiverser-Takt vor, wodurch ein stetiger Rhythmus entsteht. Die Sprache ist klar und direkt, mit bildlichen Metaphern und einem leichten Unterton der Kritik an oberflächlicher und massenhafter Kommunikation. Morgenstern schafft es somit, eine Aussage über die Qualität von Kommunikation und die Bedeutung von Wortwahl zu treffen, indem er die Perspektive auf eine einzelne Figur richtet, die diese Prinzipien lebt.

Weitere Informationen

Christian Morgenstern ist der Autor des Gedichtes „Wort-Kunst“. Der Autor Christian Morgenstern wurde 1871 in München geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1906 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 78 Worte. Christian Morgenstern ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Auge der Maus“, „Das Böhmische Dorf“ und „Das Fest des Wüstlings“. Zum Autor des Gedichtes „Wort-Kunst“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Christian Morgenstern

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Christian Morgenstern und seinem Gedicht „Wort-Kunst“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Christian Morgenstern (Infos zum Autor)

Zum Autor Christian Morgenstern sind auf abi-pur.de 189 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.